28.12.2010 – 07.01.2011
Biuuuutiful Zanzibar - Sansibar
Hmmmm. Sansibar. Schon allein der Name klingt wie 1001 Nacht.
Wenn ich Dieter Bohlen, die Sylter-Schickimicky-Antwort-auf-Ed-Hardy-und den Doppelschwertaufkleber auf dicken schwarzen Autos ausblende, stelle ich mir ein Palmenparadies mit afrikanisch-arabischem Flair, Gewürzen, türkisblauem Meer, kolonialer Vergangenheit und voller bunter Farben vor.
Und Leute: Genau so isses!!
It must be a honour to spent new year´s eve on such a nice spot!
Nachdem Andrew schonmal vorgefahren ist, um den Rest der Sambia-Truppe zu treffen, mit denen wir Silvester feiern wollen, warte ich noch einen Tag länger in Dar es Salaam auf die Ankunft von Nina, einer Freundin aus Köln, die mit uns zusammen das Abenteuer Sansibar wagt.
Die Fährtickets habe ich aufgrund des zu erwartenden Silvesterandrangs schon im Vorfeld reserviert (65USD mit Return) und die Unterkünfte für die Tage bis nach Silvester haben die Jungs aus Mazabuka (Mazabuka Party Connection) bereits klar gemacht.
Die Zeit in Dar vergeht wie im Flug – ich fahre zu einer recht großen Shopping-Mall in der Nähe der Uni, um mich davon zu überzeugen, dass auch in Tansania hauptsächlich die allgegenwärtigen südafrikanische Marken vertreten sind: Game, Shoprite, Mr. Price, Truworth, Woolworth… Ich befinde mich also auf bekanntem Terrain.
Mit dem Taxifahrer habe ich einen Special-Deal ausgehandelt – er muss zum Glück nicht lange warten - Ninas Flieger landet planmäßig vor Mitternacht am überschaubaren Flughafen von Dar es Salaam. Und auf geht’s in die tropische Hitze Dar´s. Da unser Hotelzimmer keine Klimaanlage hat, müssen sich unsere Körper auf die harte Tour akklimatisieren…
Am nächsten Tag brechen wir auf Richtung Fähre, nachdem ich mein Gepäck inselkompatibel umgepackt (ähäm, nicht wirklich, wie ich später feststelle) und meinen Monsterkoffer im Jambo-Inn zurückgelassen habe. Das Fährterminal ist komplett überlaufen – es drängeln sich Massen Richtung Fähr-Check-In. Und wir mit unseren Rucksäcken mittendrin.
Die Überfahrt in der Catamaran-Speed-Ferry geht schnell. Zweieinhalb Stunden später legen wir am Hafen Stone-Towns, der historischen, Unesco-Welterbe-geschützten Altstadt Sansibars an.
Bei schönstem Inselwetter und türkisblauem Meer. Wir verhandeln die Taxifahrt nach Bwejuu, einem kleinen Ort an der Ostküste der Insel – an die Wucher-Taxipreise Tansanias habe ich mich mittlerweile ja gewöhnt und los geht die Fahrt über das tropische Inselparadies.
Am späten Nachmittag erreichen wir Mustafa´s Nest, eine schön angelegte, kleine Rastafari-betriebene Lodge, wo wir abends mit dem Rest der Truppe zusammentreffen.
Vom ersten Eindruck her lässt Sansibar keine Wünsche offen. Das Meer schimmert in den schönsten Blautönen, der Sand ist weiß und voller Muscheln, der Strand gesäumt von Palmen und anderen tropischen Pflanzen. Die Ostküste hat starke Gezeiten – bei Ebbe sieht man Einheimische, die Muscheln und Krebse im seichten Wasser sammeln, Kinder planschen im Wasser, Dhow´s – die tansania-typischen Fischerboote – liegen im Sand, Frauen sammeln Seetang, Kitesurfer kiten am Horizont, wenig Touristen am Beach…was will man mehr…wir sind im Paradies gelandet.
Zurück im Mustafa´s begegnen wir zunächst den Italienern Marco und … und Rob, die gerade von einer Radtour zurückgekommen sind. Wir erfahren, dass die Anderen an einem Swaheli-Kochkurs teilnehmen und wir uns alle nach dem Dinner in einer nahegelegenen Strandbar treffen.
Den ersten Abend auf der Insel läuten wir in einem benachbarten Strandrestaurant ein. Es dauert ca. 3 Stunden, bis das Essen serviert wird und wir den größten Hunger bereits mit ein paar Flaschen Kilimanjaro-Lager gestillt haben. Hakuna Matata…
Nach dem Essen bringt uns „Shaggy“, ein – dem Tütchen nicht abgeneigter Angestellter von Mustafa´s, in die Strandbar, in der wir den Rest der Truppe antreffen, mit lecker Cocktails anstoßen und zu typischem afrikanischem Dancerhytmus ein wenig das Tanzbein schwingen.
In Bwejuu bleiben wir noch eine weitere Nacht, bevor unsere 11-köpfige (!) Gruppe in den Norden nach Nungwi aufbricht, um dort Silvester zu feiern.
Nina, Andrew und ich fahren am Morgen zusammen mit Anne, die heute leider schon wieder zurück nach Lusaka fliegt, nach Sansibar-Town, da wir alle Geld abheben müssen. Nina und ich möchten zudem einen Schneider finden, der uns was für Karneval nähen soll. Mit den anderen ist organisiert, dass sie unser Gepäck mit in den Norden bringen.
Anne wird leicht nervös, als Shaggy, unser tiefenentspannter Fahrer vom Vorabend zur verabredeten Zeit noch nicht aufgetaucht ist. Aber: Hakuna Matata – kein Flieger ohne Anne an Board. Shaggy taucht irgendwann auf und navigiert uns souverän – auch durch vier Polizeikontrollen – zum Flughafen.
In Stonetown scheint die Zeit stehen geblieben. Es mixen sich epochale, maurisch-viktorianische Gebäude, Marktstände, Moscheen, kleine Restaurants und bunte Schleier mit türkisblauem Meer und Hafenromantik. Geschichte, wenn auch eine recht grausame, zum Anfassen.
Wir schaffen es, einen ATM zu finden, der ausländische Visa-Karten akzeptiert. Schlange stehen scheint beim Geldabheben auf Sansibar unvermeidbar. Im Anschluss machen wir ein Stoffgeschäft auf dem Markt ausfindig, wo wir nicht nur Material für ein Kleid finden, sondern auch direkt Kontakte zu einem Schneider mitgeliefert bekommen.
Ein junger Mann bringt uns zu Selim, einem kleinen dicken Mann, der in einem Verschlag neben einem Restaurant eine kleine Schneiderei betreibt. Atmen fällt in diesem „Hasenstall-Atelier“ schwer – mir tropft der Schweiß nur so von der Stirn. Dazu spricht Selim zero Englisch und scheint auch sonst nicht so ganz zu verstehen, was wir eigentlich von ihm wollen. Wir malen ihm mit ein paar Strichen eine kleine Skizze sein Auftragsbuch und geben ihm Instruktionen, wo er unsere Größen messen soll. Nina und ich können unsere Zweifel, ob dieser Schneider das umsetzen kann, was wir uns so vorstellen, nur schwer verbergen…
Aber: So what? Selim veranschlagt weniger als 5 Euro für seine Schneiderkunst und der Stoff war unwesentlich teurer. Nächste Woche können wir das Meisterwerk abholen.
Auf den Weg in den Norden machen wir uns mit einem Dalla-Dalla. Einer Sansibar-spezifischen Minibus-Version. Es handelt sich um umgebaute Pick-Ups mit Dach und Bänken an der Seite, die erst losfahren, wenn sie vollgestopft sind mit Menschen und mindestens 300 Kilo zusätzlich auf´s Dach geladen haben. Wie der Fahrer es dann schafft, dieses kleine technische Wunderwerk mit 100 Sachen über die Inselwege zu navigieren, ist mir ein Rätsel.
Die Dalla-Dallas bedienen die komplette Insel und haben feste Nummern für ihre Destinationen. Nach Nungwi fährt z.B. die 116.
Der „Conductor“ kniet oder hängt während der Fahrt aus der Öffnung und klopft mit einer Münze ans Metallgerüst oder stampft auf den Boden, als Zeichen für den Fahrer, falls jemand ein- oder aussteigen möchte. Der Ein- oder Aussteigeprozess darf dabei nicht länger als 1,5 Sekunden dauern, denn Zeit ist Geld und beides hat der Fahrer nicht zu verschenken. Diese zwar holprige aber doch sehr unterhaltsame Fahrt kostet uns 1.500 Shilling – also gerade mal 1,50 Euro.
In Nungwi angekommen, checken wir im Jambo-Brothers ein (alles Jambo, oder was?). Eine etwas schäbbelige Unterkunft, wo wir nicht länger, als unbedingt nötig, bleiben möchten. Leider finden wir nach ein paarmal Rumfragen raus, dass über Silvester und Neujahr sonst alles ausgebucht ist. Also bleibt uns nicht viel anderes übrig, als das Zimmer, das uns angeboten wird, zu akzeptieren. Immerhin werden günstige und gute Massagen vor Ort angeboten.
Nungwi zählt zu einem der Haupttouristenorte auf der Insel, was sich direkt in den Preisen der Unterkünfte, der Größe der Anlagen und der Anzahl der Touristen bemerkbar macht. Dafür ist der Strand auch wirklich traumhaft und das Meer nicht gezeitenabhängig.
Mir war auch vorher nicht klar, dass halb Sansibar in italienischer Pauschaltouristenhand ist. Ein kleiner Strandspaziergang schließt diese Wissenslücke.
Nach dem Abendessen am Strand geht’s per Sammeltaxi in den Nachbarort Kendwa zur größten Silvesterparty Sansibars – groß angekündigt: DJ Yusuf…(bekannt aus Funk und Fernsehen…).
Als unser Taxi wg. des Rückstaus schon nicht mehr bis zur Partylocation durchkommt, schwant uns Schlimmes. Kendwa-Rocks, eine riesen-Hotelanlage im Ibiza-Style, ist überlaufen von Muzungu-Teenagern , mit Neon-Bändchen und entsprechende RPR1 Disco-Mix-Mucke dröhnt aus den Boxen. Wo haben die Teens aus Europa die Kohle her, um mal kurz auf Sansibar Silvester zu feiern, fragen wir uns. Um an Getränke zu kommen, muss man erst eine Chip-Karte mit Geld aufladen. Diese Prozedur dauert schon ewig. Bis wir dann an ein warmes, überteuertes Bier kommen, fast bis Mitternacht. Bei den Mixgetränken braucht man sich gar nicht erst anzustellen. Wenigsten wir so niemand schnell betrunken.
Der Strand ist aber herrlich – dadurch, dass es im Norden der Insel kaum Ebbe und Flut gibt, weht ein kühles Lüftchen vom Meer und an diesem Ort nochmal das Jahr 2010 zu reflektieren auch nicht von schlechten Eltern.
Am nächsten Tag versuchen Nina und ich eine andere Unterkunft ausfindig zu machen, was sich aber in Nungwi und auch in Kendwa als schwieriges Unterfangen herausstellt. Wir entscheiden uns, am nächsten Tag wieder an die Ostküste aufzubrechen und haben nach ein wenig Rumtelefonieren Key´s Bungalows in Matemwe ausfindig gemacht.
Bevor wir abreisen, haben wir uns aber noch entschlossen, an einer halbtägigen Schnorcheltour zur Privatinsel … teilzunehmen.
Key´s Bungalows (kurioserweise auch von Rasta´s betrieben) liegen direkt am Strand von Matemwe neben dem Fischmarkt. Wir bekommen eine sehr schön eingerichtete Hütte mit Blick aufs Meer. Am nächsten Tag werden wir Zeuge, wie die Fischer aus allen Himmelsrichtungen mit ihren Dhow´s auf den Strand zusteuern, um ihre fangfrische Ware entweder direkt am Strand oder auf dem kleinen Fischmarkt zu verkaufen. Sehr interessant, was man alles aus diesem Gewässer fischen kann.
Als das Wasser wieder zurückkommt, „stürzen“ wir uns in die seichten, badewannenwarmen Fluten. Allerdings mit für mich unglücklichem Ausgang: Nachdem ich aus dem Wasser steige, ist mein Körper voller roter Pusteln, die auch in den nächsten fünf Tagen nicht abschwellen sollen. Eine Apothekerin, die ich zu Rate ziehe, schüttelt nur den Kopf und meint, man müsse abwarten, bis die Allergie wieder von alleine verschwinde. Sie persönlich würde ja nicht einmal den Zeh ins Wasser stecken – das Wasser sei zu warm, und mit zu vielen Bakterien verunreinigt, als dass man ohne Zimperlein zu bekommen, schwimmen könne…na dann…Geduld und Spucke…
Aber auch in Matemwe steht die Zeit nicht still. Kaum angekommen, heißt es schon wieder Rucksack packen, aufs Dalla-Dalla warten und ab nach Stonetown, wo wir die letzten zwei gemeinsamen Nächte auf Sansibar verbringen, bevor es für Nina von Dar es Salaam wieder zurück ins kalte Deutschland geht und für mich in den Norden Tansanias.
Na ja, letzter Tag Dar mit seltsamen Ereignissen - Ninas Flug (KLM) wird gecancelt - sie wird mitten in der Nacht zurück nach Dar in ein Hotel gebracht und fliegt erst Mitternacht drauf und ich liege mit ein wenig Magen-Darm flach. Wahrscheinlich die Aufregung vor dem Kili-Treck. Falls nicht, ein Parasit, Bakterien, Viren oder wasauchimmereinenhiererwischenkannwenndertaglangist.
Und meine Busreservierung wurde auch von DarExpress verbaselt. Fahre also erst am 8.1. hoch nach Moshi.