Mittwoch, 30. Juni 2010

Büro Büro

Kalomo

Mittwoch, 30. Juni 2010

Büro Büro


Heute ist sozusagen mein erster Arbeitstag im Council. Mein Chef, Mr. Mungalu hat leider keine Zeit für mich. Dafür ist er morgen den ganzen Tag im Büro – ich soll um 9 Uhr vorbeikommen.

Herr Mutambeka, der Chief (sozusagen der Bürovorsteher) nimmt sich dafür meiner an. Er stellt mich allen Council-Mitarbeitern vor und zeigt mir meinen Arbeitsplatz. Das Büro werde ich mir mit einer jungen Tonga, Milambo, teilen. Sie ist die Chefsekretärin. Etwas peinlich ist es mir schon, dass ich, im Gegensatz zu meiner Bürogenossin einen vernünftigen Schreibtischstuhl bekomme. Außerdem arbeiten, wie bereits erwähnt, nur ganz wenige mit einem Computer. Milambo ist gerade dabei, das Protokoll der Gemeinderatssitzung schreiben – handschriftlich. Ihre Notizen werden dann Mr. Mungalus persönlicher Assistentin vorgelegt, die die Notizen dann abtippt…

Herr Mutambeka erläutert mir an diesem Vormittag auch das sambesische Schulsystem, da mir im Organigramm aufgefallen ist, dass alle Mitarbeiter mit ihrem höchsten Schulabschluss aufgeführt sind.
Es besteht Grundschulpflicht für jedes Kind, allerdings verfolgen die Behörden die Nichteinhaltung nicht nach.
Daher ist es nach wie vor so, dass viele Kinder aus traditionellen und/oder armen Familien keine Schulbildung genießen. Von den Familien wird es auch nicht immer für wichtig und notwendig erachtet, Kindern Bildung zu ermöglichen. Gerade Mädchen kommen hier oft zu kurz.
Die Grundschule ist kostenlos und geht von der ersten bis zur siebten Klasse. Ab der 8. Klasse werden Schulgebühren fällig, die sich wiederrum viele Familien nicht leisten können. Der höchste Schulabschluss ist „Grade 12“ – also der Highschoolabschluss.

Danach gehen wir etwas ins Detail meines Tätigkeitsbereiches hier. HR Management ist definitiv ein Thema, dem sich im Council bisher noch niemand angenommen hat. Nachdem wir uns 5 Minuten unterhalten haben, muss Herr Mutambeka leider in eine Besprechung. Wir vertagen unser Kennenlernen ebenfalls auf morgen.

Zum Glück habe ich eine recht fitte Büronachbarin. Milambo kann mich schon mal in die aktuellsten HR-Themen einweihen und händigt mir einige Unterlagen aus, die mich erahnen lassen, um was es hier gehen könnte:

Seit einiger Zeit ist Dezentralisierung DAS große Thema in Sambia – von vielen sehr kritisch kommentiert. Die Eschborner GTZ (Gesellschaft für technische Zusammenarbeit) unterstützt die Regierung in hohem Umfang bei diesem Vorhaben.
Im Rahmen dieser Dezentralisierungsmaßnahmen soll auf allen Verwaltungsebenen auch ein HRM eingeführt werden. Hierzu hat eine Unternehmensberatung nach einem „Assessment“ verschiedener Councils ein Konzept für die betreffenden Councils ausgearbeitet, nach dem jetzt vorgegangen werden soll.
Als erstes ist das Council angehalten, ein sogenanntes HR-Audit durchzuführen – entweder ein „Mini-Audit“, oder ein „allumfassendes Audit“. Hiermit ist Kalomo, so scheint es mir, vollkommen überfordert. Der Knackpunkt ist außerdem, dass das Audit bis Ende Juli durch sein soll.
Es könnte sein, dass man meine Unterstützung sucht, dieses Audit über die Bühne zu bringen. Genaues weiß ich aber nicht. Ich bin gespannt, ob ich morgen nähere Informationen bekomme.

Durch Zufall ist mir auch ein erster Entwurf eines „Trainingsleitfadens“ in die Hände gefallen. Zumindest ist hier ein Mission Statement und eine Vision aufgeführt. Immerhin hat man sich das hohe Ziel gesteckt, den besten Service für Bürger zu bieten und somit zum besten Council Sambias zu werden.

Oh Wunder – heute Abend wird der Strom nicht abgestellt! Wie herrlich!

Und ich entdecke die Vorteile des SMS-Banking, von dem ich bereits berichtet habe: Kurze PIN-Eingabe und schon sehe ich, dass mir VSO für die ersten 3 Monate ein paar Milliönchen überwiesen hat.

Sonntag, 27. Juni 2010

Schlaaaaand!!!!

...ich muss ja hier aufpassen, was ich schreibe (es sind einfach zu viele Engländer um mich rum) - aber ich freu mich wie Hulle, dass "wir" weiter sind!

Das Viertelfinale wird aber nicht wieder vom Rechner aus per Live-Ticker von Spiegel-Online verfolgt. Nein, Nein!

Zu Hause Fussball-Gucken macht auf jeden Fall mehr Spaß, das kann ich schonmal sagen.

Kalomo - Power Cuts und Kakerlaken





Lusaka- Kalomo
Freitag, 25. Juni 2010

Great East Road

Um 12:45 Uhr ist endlich Abfahrt. Mit an Bord des Landrover: Richard (Director of Works), der äußerst kommunikative Prosper Mulega (Water and Sanitation Officer), ein Typ, der nichts sagt und unser Fahrer, der ebenfalls sehr wortkarge Stanry . Mein Gepäck ist zum Glück auch problemlos untergekommen.

Unseren ersten Halt machen wir nicht weit von Lusaka, in Kafue. Lt. John eine der strukturierteren Städte entlang der Great East Road. In Kafue hört die asphaltierte Straße direkt hinter dem Council auf. Na, wenn man das „strukturiert“ nennt…

Als nächste Stadt durchfahren wir Mazambuka, die mir urbanisierter scheint. Es gibt zumindest entlang der Hauptstraße einige High-Schools und mehrere Supermärkte.

Kurze Pinkelpause in Monze, bevor wir nach Einbruch der Dunkelheit Choma erreichen. Hier kauft der Einwohner Kalomos so ziemlich alles ein, was er zum täglichen Leben braucht, wie mir Prosper erklärt. Der Spar-Markt ist in der Tat relativ gut ausgestattet. Aufgrund der Dunkelheit kann ich aber nicht ausmachen, was es hier sonst noch alles gibt.

Wir fahren weiter. Kurz hinter Choma blinkt ein entgegenkommendes Auto auf, was unseren Fahrer zu einem seltsamen Wendemanöver animiert. Als neben der Beifahrertür ein Herr auftaucht, lässt man mich wissen, dass es sich hierbei um meinen zukünftigen Chef, den Council Secretary Mr. Mungalu, handelt. Er und sein Sekretär werden gerade nach Choma chauffiert, wo ein wichtiges Meeting stattfinden soll.
Genau der richtige Zeitpunkt, um sich kennen zu lernen: Ich halte eine Bananenschale in der Hand, es ist stockdunkel und alle verharren in Schweigen. Nachdem ein paar Begrüßungs- und Höflichkeitsformeln ausgetauscht sind, setzen wir unsere Fahrt in Richtung Kalomo fort. Was soll man sich mitten auf der Straße im Dunkeln auch großartig erzählen? Bizarr…

Um kurz nach 7 Uhr kommen wir dann endlich in Kalomo an. Pünktlich zum Stromausfall. Man sieht nichts. Schwarz. Dunkel. Und Johns Haus ist gesichert, wie Alcatraz. Bis er alle Schlösser im Dunkeln ausfindig gemacht hat, vergehen Ewigkeiten. Zum Glück habe ich meine altbewährte Taschenlampe in das oberste Fach meines Rucksacks gepackt – als hätte ich es geahnt…
John scheint mir nicht sehr praktisch veranlagt. Bis er in seinem Haus nach irgendeiner Lichtquelle kramt, haben die Jungs und ich schon alles in mein Zimmer geschleppt. Die erst kürzlich erworbene aufladbare Lampe kommt auch direkt zum Einsatz. Schon praktisch, so ein Gerät.

Nach Neun geht das Licht wieder an. Erst jetzt kann ich mich mal ein wenig im Haus umschauen. Im Bad gibt’s keine Dusche, sondern nur eine Wanne mit den typischen englischen Tabs, deren Sinn sich mir bis heute nicht erschlossen hat – aber die Engländer schwören auf ihre Tabs. Ich überlege mir schon mal, wie ich unter diesen Umständen meine Haare waschen soll. Na hoffentlich gibt es ein paar Schüsseln im Haus.

Ach, und meine atomkriegresistenten Freunde, die Kakerlaken, sind auch am Start und laufen aufgeschreckt an den Wänden entlang. Na schön. Morgen begebe ich mich erst mal auf die Jagd und werde mich ausgiebig mit Insektenvernichtung beschäftigen. In der Küche, die wirklich sehr rudimentär ausgestattet ist, habe ich auch eine größere Ameisenstraße ausfindig gemacht. Das wird sich also richtig lohnen.

Irgendwie kratzt es mir unangenehm im Hals – ich werde ja wohl nicht krank werden?!




Samstag, 26. Juni 2010

Willkommen in Kalomo!
Power Cut und Kakerlaken.


Fühle mich gar nicht gut – Nase trieft und Kopf droht zu explodieren. Ich werfe ein paar Aspirin Complex ein, da Schlappmachen heute nicht gilt. Um 11 Uhr werden John und ich nämlich von Richard abgeholt, der uns die Gegend zeigen möchte. Und das lasse ich mir natürlich nicht entgehen. Diesmal mit an Bord: Moses, seines Zeichens Director of Treasury und Mirambo (Senior Administration Officer), mit der ich mir zukünftig das Büro teilen werde.

Haare Waschen ging übrigens auch – mit ein paar Schüsseln konnte ich mir helfen… Ich sollte nur auf jegliche Art von Kur oder Spülung verzichten. Die lässt sich sonst nicht mehr herauswaschen. Aber wer braucht schon solchen Luxus hier in der Einöde?

Zuerst kutschiert uns Richard nach Kalomo „Downtown“. Inklusive Umland hat Kalomo ca. 200.000 Einwohner. In der Stadt selbst leben ca. 20.000 Menschen. Das Straßenbild ist geprägt durch ein paar bunt aneinandergereihte Verkaufshüttchen. Asphaltiert ist hier nicht mehr viel. Bei den Straßen handelt es sich hauptsächlich um rotsandige und aufgrund der Trockenzeit staubige Pisten mit z.T. tiefen Kratern.
Das Straßenbild entspricht dem, das ich aus den Nachrichten kenne und wie ich es mir auch in etwa vorgestellt habe: Frauen mit bunten Sarongs, die Ihre Kinder in bunte Tücher gewickelt auf dem Rücken tragen und gleichzeitig geschickt diverse Gegenstände auf dem Kopf balancieren. Marktfrauen bieten ihre Ware feil, und Familien sitzen auf Karren, die von Büffeln gezogen werden. „The real Africa“ also.

Insgesamt geht es sehr geschäftig zu. Eine der Hauptnahrungsquellen ist Maismehl, das zu nChima, einer Art Polenta, verarbeitet, zu fast jeder Tageszeit gegessen wird. Entlang der Straße sind säckeweise Maismehl aufgereiht, die von Zwischenhändlern verkauft werden.

Die Gemeinde ist sehr stolz auf ihr großes Maislager, von dem aus fast die ganze Region versorgt wird. Chinesische Investoren erweitern das Lager aktuell.

Der Ort hat genau eine Sehenswürdigkeit, zu der wir als nächstes fahren.

Bevor Lusaka zur Hauptstadt Sambias aufstieg, war Kalomo für vier Jahre das Capitol. Aus dieser Zeit ist ein altes Stadthaus geblieben, das leider vom Verfall bedroht ist. Geld für Instandhaltungsmaßnahmen scheint sehr knapp zu sein. Überall im Haus hat sich Schimmel der ganz üblen Art gebildet.
Unser Guide, ganz aufgeregt ob des internationalen Besuches, bittet mich, mich in das Gästebuch zu verewigen, bevor wir unsere Tour of Kalomo fortsetzen.

Ich lerne den örtlichen Sheriff kennen (ich hoffe, ich werde ihn nicht brauchen), besichtige das Gemeindekrankenhaus (nein, auch hier will ich nicht landen) und sehe dann auch endlich das District Council in seiner ganzen Pracht. Alles sehr klein und übersichtlich. Es gibt auch nur ganz wenige Computerarbeitsplätze, von einem Netzwerk ganz zu schweigen. Die GTZ sei gerade dran, eins zu installieren, flüstert mir John zu.
Das Council verfügt auch über ein Gästehaus, das man mir für zukünftigen Besuch wärmstens ans Herz legt. Na ja, ich denke darüber nach.

Der Höhepunkt des Tages: Die Besichtigung meines zukünftigen Hauses. Das Haus liegt nur eine Spuckweite vom Council entfernt. Als wir reingehen, sitzen die Handwerker gerade beim Lunch. Es wird noch gestrichen, Vorhänge sollen angebracht werden und die elektrischen Leitungen sind noch nicht alle gelegt. Immerhin gibt es hier eine Dusche. Ich bin ja mal gespannt, ob es wirklich zum 1. Juli einzugsfertig ist.

Zum Abschluss fahren wir in einen Pub, wo wir den Tag ausklingen lassen. Eile mit Weile, scheint hier das Motto des Service zu sein. Man sollte nicht allzu hungrig sein sollte man besser nicht mitbringen, denn schon in der Speisekarte ist vermerkt, dass es mindestens 40 Minuten dauert, bis das Essen serviert wird. Wahrscheinlich wird jede Pommes einzeln geschnitzt. In der Tat warte ich auch eine geschlagene dreiviertel Stunde auf mein Käsesandwich.
Im Übrigen scheint es hier sehr verbreitet zu sein, sich hauptsächlich von Fast Food zu ernähren. Auch der Mittagspausenspot des Councils hat nur Fettiges im Angebot. Ich muss auf jeden Fall ganz bald einkaufen gehen, um mir wenigstens ab und zu selbst was zu kochen.

Da es mir jetzt wirklich schlecht geht, fahren wir wieder zurück nach Kalomo, damit ich mich ein bisschen hinlegen kann.
Ich finde allerdings keine Ruhe, bis ich nicht noch 4-5 Kakerlaken in den sicheren Tod geschickt habe.
Pünktlich um 6 wird dann auch wieder der Strom abgeschaltet.
Ich glaube es nicht: Als ich um 22 Uhr (hier sagt man übrigens zu 22 Uhr „22 hours“) nochmal aufstehe, um Zähne zu putzen, ist zwar wieder Licht da, aber dafür das Wasser abgestellt.

Feierabend ist üblicherweise gegen 17 Uhr. D.h. man hat noch eine Stunde, um schnell nach Hause zu kommen und sofort mit dem Kochen zu starten. Am besten duscht man parallel, da die Chance, am Abend weder Strom noch Wasser zu haben, sehr hoch ist. Lt. John folgt die Strom-/Wasserabschalterei keiner festen Regel und es gibt auch keine Information über das Wann und Warum.
Er hat es auch schon erlebt, dass er morgens um 7 eingeseift in der Badewanne stand, und kein Wasser mehr kam. Ich bin mal gespannt, wann die erste Kalomo-Krise einsetzen wird.


Kalomo
Sonntag, 27. Juni 2010


Heute passiert nicht viel, da ich tatsächlich ziemlich erkältet bin.

John und ich sollten eigentlich am Nachmittag abgeholt werden, um zum Management Meeting des Council zu fahren.
John hat das Ganze auf morgen früh vertagt. Falls es mir dann noch nicht wieder besser geht, komme ich am Dienstag nach.

Mittwoch, 23. Juni 2010

Afrika - ich komme...




Köln
Donnerstag, 17. Juni 2010
– noch drei Tage bis zum Abflug: Der Countdown läuft.
Schafskälte
Ein Auszug aus dem Tagesprogramm des 17. Juni…


…Ich habe endlich das „Go“ von meiner Krankenkasse für das Malarone-Rezept.

Man wundert sich manchmal: Sowohl meine Ärztin als auch ich haben mehrfach versucht, die zuständige Sachbearbeiterin zu erreichen, da lt. Call Center nur sie Auskunft über die Kostenübernahme der Malaria-Prophylaxe geben kann. Nachdem mit viel Diskussion auch ohne diese Dame alles geklärt ist, hinterlässt sie mir doch tatsächlich eine Nachricht auf der Mailbox, dass sie mir zum Thema „Reiseimpfung“ gerne Auskunft erteilt. Hä?
Jetzt schnell zur Apotheke, damit noch bestellt werden kann.

…Kein Abflug nach Afrika, ohne noch einmal den kongenialen Milchreis vom Kaufhof gegessen zu haben.

…Tschööö zu Vatter Rhein und rein zu Globetrotter. Seidenschlafsack, Reisestecker und Bücher stehen noch auf der Einkaufsliste.

…Die erste wirklich große Krise kommt bei erstem Kofferpackversuch. Wo ist mein Assistent? Und warum passt nicht alles rein? Lt. Reiseunterlagen kann ich 2x 23 Kilo mitnehmen. Das schaffe ich niemals… Und wer räumt die Wohnung auf? Und geputzt werden muss auch noch… aaaaahhhhhh!!!!

…Durchatmen, erst mal Schlafen. Morgen ist ein neuer Tag. Neuer Tag - neues Glück.


Köln
Freitag, 18. Juni 2010 – noch zwei Tage
Immer noch kalt.


…Jetzt wird erst mal die Wohnung geputzt. Wie war das? In einer sauberen Wohnung wohnt auch ein sauberer Geist?

…Ein letztes Mal Step-Aerobic. Wie sieht mein zukünftiges Sportprogramm in Afrika aus? Kann ich dort unbehelligt joggen? Ich nehme zumindest meine Yoga-Matte mit.

...Erneuter Anlauf, den Koffer zu packen. Ich habe – ehrlich gesagt - immer noch keine Idee, wie all die Haufen auf meinem Boden in Koffer und Rucksack passen sollen. Erst mal eine Fassbrause, um die Gemüter zu beruhigen.

…Serbien vs. Deutschland im Stadtgarten. Verloren. So ein Mist! Für heute hat sich´s wohl „ausgeschlandet“

…Jetzt schnell mit meiner Kollegin zum Autohaus, um dort das Auto abzuholen und an sie zu übergeben. Mein Golfi,nein, was haben wir für schöne Fahrten unternommen…

…Resignationsgedanken beim dritten Packversuch. Nächste Fassbrause (sonst muss Papas Schnaps her…)

…Auf ein schnelles Frustbier ins Ehrenfeld und weiter geht’s.

…Ich muss aussortieren. Hilft sonst alles nichts.



Köln
Samstag, 19. Juni 2010
Letzter Tag


Es ist nicht nur kalt, nein, es regnet auch noch…
Total übermüdet und ausgepowert kehrt langsam Ruhe ein. Ich packe weiter vor mich hin, unterbreche kurz, um kurz joggen zu gehen. Für Mittags haben sich Mama, Papa und Doro angekündigt. Außerdem werde ich Stephanie, meine Zwischenmieterin treffen, um ihr die Schlüssel für meine Wohnung zu übergeben.

Insgesamt haben wir alle zusammen einen entspannten und schönen Tag, den wir beim Italiener auf der Aachener ausklingen lassen.

Na ja, nicht ganz. Nachdem ich bei British Airways online eingecheckt habe, stelle ich fest, dass ich 3 Gepäckstücke à 23 Kilo mitnehmen darf. Das verändert und entschärft erfreulicherweise die Packsituation. Also los zu Aldi, Reisetasche gekauft und alles neu verteilt. Oh Gott, wie soll ich das alles heil nach Sambia bringen? Egal. Wird schon. Dank Sabrina kann ich einiges an Gespäck in ihr Auto umladen, sodass im Auto meiner Eltern genug Platz für uns und mein Reisegepäck ist.

Nachts um zwei sind wir, dank Mamas Hilfe, endlich fertig und fallen todmüde ins Bett.



Köln-Heathrow
Sontag, 20. Juni 2010
Es geht lohos!


Nachdem weitere 20 Gepäckstücke in Sabrinas Auto verladen sind, haben wir Zeit, noch lecker im Bastians zu frühstücken. Kurz vor 11 Uhr brechen wir auf in Richtung Frankfurter Flughafen. Mein Flug geht um 14:30 Uhr, sodass wir noch ein bisserl Zeit haben, uns in aller Ruhe zu verabschieden.

Und ab geht’s Richtung Afrika!

Heathrow übertreibt es natürlich mit den Sicherheitskontrollen. Die Schlangen sind mal wieder ewig lang und mir reißt mein schweres Handgepäck fast die Schulter ab.

Mit der Mitnahme von Flüssigkeiten scheint man es, trotz unzähliger Hinweisschilder, nicht mehr allzu ernst zu nehmen. Ich lasse mein Beutelchen einfach mal in der Tasche, um zu sehen, was passiert. Es passiert nichts. Auch meine 200ml Sagrotan beanstandet niemand.
Gammle ein paar Stündchen im Transitbereich rum. Um mir ernsthaft Gedanken über meine Zeit in Afrika zu machen, bin ich viel zu kaputt.

Die alten Briten schaffen es in der Tat immer wieder, mich zu begeistern. Mein Granatapfelsaft trägt die Aufschrift: „Zero fat, No nasties“. Einfache Aussage – jeder weiß, was gemeint ist.

Die hochtechnisierte FAQ-Anzeigetafel klärt zwischenzeitlich über Gebets- und Meditationsmöglichkeiten am Flughafen auf, lässt uns Passagiere aber im Ungewissen, an welchem Gate zum Weiterflug eingecheckt wird.

Nachdem ich herausgefunden habe, wo ich hin muss, geht’s auch schon reibungslos weiter Richtung Lusaka.
Faszinierend, dass auch Maschinen zu solchen Destinationen immer wieder ausgebucht sind. Ich frage mich, wer, in Gottes Namen, noch alles nach Zambia reist. Es sitzen außergewöhnlich viele Europäer und Amerikaner mit an Bord.

Bei meinem Sitznachbarn handelt es sich um einen pubertierenden amerikanischen Schüler, der mit seiner Klasse an einem Schüleraustausch teilnimmt. Er wird an einer Schule in Lusaka hospitieren und im Anschluss mit Lehrern durchs Land reisen. Respekt! Sehr mutig mit 17 mal kurz von Washington D.C. nach Afrika zu reisen. Seine Reise nach Sambia dauert insgesamt auch seine 24 Stunden…

Das Entertainmentprogramm der BA ist nicht schlecht. Fast alle neuen Kinofilme werden gezeigt. Ich bin leider nur so kaputt, dass ich sowohl bei Alice im Wunderland als auch während Shutter Island (scheint spannend zu sein) einschlafe…



Lusaka
Montag, 21. Juni 2010

Kwacha


Morgens um 6 landen wir in Lusaka, der Hauptstadt Zambias

Ein sehr überschaubarer und zweckmäßiger Flughafen – wie erwartet. Die Passkontrolle dauert seine Zeit - ich stehe natürlich in der falschen Schlange…
Ein wenig Verwirrung ob meines in Berlin ausgestellten Visums kommt auf, aber am Ende geht alles klar und der Stempel ist im Pass. Bis ich durch bin, läuft auch schon das Gepäck übers Band. Immer wieder ein banger Moment. Was tun, wenn das Reisegepäck weg ist? Ich kann aufatmen - alles ist da. Ein Australier neben mir fragt mich, ob ich vor habe, nach Zambia auszuwandern. Kein Wunder, wenn man mich mit meiner Bagage sieht.

Thomas, mein Pick Up von VSO wartet schon auf mich und hält eins dieser Schilder in die Höhe. Normalerweise schiebe ich immer an den wartenden VIP-Abholern vorbei. Aber heute ist mein Tag gekommen: Diesmal kann ich auch mal wichtig die Hand heben und so tun, als ob. Ha!

Als erstes überreicht mir Thomas einen Umschlag mit ziemlich vielen Kwacha, der sambesischen Währung, einigen Informationen und einer Packung Kondome. Die HIV- und Aids-Rate ist in Sambia, wie fast in allen afrikanischen Sub-Sahara-Ländern sehr hoch. Dazu werde ich an anderer Stelle mehr berichten.
10.000 Kwacha entsprechen aktuell 1.58 Euro. Also kann man sich ungefähr vorstellen, mit welchen Geldbündeln ich hier hantiere.

In meinem Umschlag befindet sich auch der Plan für die nächsten zwei Tage:
Heute nur noch Lunch mit George, meinem zuständigen Programme Manager . Der Nachmittag steht mir zur freien Verfügung, damit ich mich ein bisschen ausruhen kann. Dafür steht aber für morgen einiges auf dem Programm.

Die Rush-Hour in Lusaka unterscheidet sich kaum von der in Köln. Wir brauchen ewig bis zum Hotel.
Ich bin im „Lusaka-Hotel“ untergebracht. Lt. Lonely Planet (natürlich habe ich das Standardwerk im Gepäck) das einzige Hotel in der Innenstadt und offensichtlich auch das Älteste. Seine besten Zeiten scheint es jedenfalls hinter sich zu haben. Ich bin froh, über ein eigenes Zimmer mit Bad zu verfügen, in dem ich erst mal das Chaos walten lassen kann, bis ich mich wieder neu organisiert habe.

Ich checke erst mal ein, besorge mir auf Empfehlung von Thomas bei „Zain“ eine SIM-Karte und fahre dann in die „VSO-Zentrale“. Ein doch recht imposantes Gebäude, das in der Vergangenheit als Hauptsitz der staatlichen Rentenversicherung diente.
Allerdings sind heute alle ausgeflogen, sodass Thomas mich wieder zurück in die Innenstadt bringt.
Natürlich komme ich nicht umhin, mir als allererstes einen großen Supermarkt (Shoprite) von innen anzusehen, bevor ich wieder abgeholt werde, um mich mit meinem Hauptansprechpartner George zum Lunch zu treffen.

Shoprite scheint hier die größte Supermarktkette zu sein. Riesig und mit fast allem ausgestattet, was man so zum täglichen Leben braucht. Ich bin begeistert. Verhungern werde ich nicht und Zahnpasta gibt’s hier auch. Ich frage mich allerdings, wer sich diese Produkte leisten kann. Wie ich gehört habe, liegt hier das durchschnittliche Einkommen bei weniger als 70 Euro im Monat… Die Preise entsprechen denen in Deutschland und wir jammern immer schon, wie teuer alles ist.



Ein Blick durchs Straßenbild: Viele Mittelklassewagen und Jeeps, vor allem japanischer Marken, verstopfen die Straßen. Daneben eilen einige Männer und Frauen in Anzug über die Bürgersteige. Sobald man aber die Kairo-Street, die Hauptstraße, die durch Lusaka führ, verlässt, hat man ein anderes Bild, und zwar das, vieler vieler offensichtlich sehr armer und perspektivloser Menschen.

Die Kairo-Street wurde zu Kolonialzeiten übrigens so ausgerichtet, dass sie eine direkte Verbindung von Kapstadt nach Kairo darstellen kann. Diese Pläne wurden allerdings nie verwirklicht.

Es ist Zeit, für meine erste To Do-Liste:

• Bankkonto eröffnen
• Immigration/Work Permit klären
• Fussball am Mittwoch arrangieren
• Kontakt zu anderen Volunteers aufnehmen
• Unterkunft in Kalomo erfragen
• Hand-Outs lesen
• Internet-Zugang auskundschaften

VSO ist gerade mitten in der Planungsphase, sodass ein Meeting nach dem anderen angesetzt ist. Ich treffe mich mit George in einer sehr netten Lodge zum Lunch, wo ich auch noch Zeuge des furiosen 7:0 Portugal vs. Korea werde.

George erklärt mir bei der Gelegenheit oberflächlich die Struktur des District Council, sodass ich zumindest einen vagen Eindruck der Organisation bekomme. Mein Line-Manager in Kalomo wird Mr. Mungalu, der Council Secretary (Bürgermeister) sein. Ich soll ihn am Mittwochmorgen treffen.

Nach meinem Kennenlernen mit George fährt mich Thomas wieder zurück ins Hotel, wo ich mich endlich aufs Ohr lege. Feierabend für heute.




Lusaka

Dienstag, 22. Juni 2010

Meetings, Meetings, Meetings

Wetter: Sonnig, ein paar Wolken, 20 Grad

Wirklich gut geschlafen habe ich nicht – es wurde die ganze Nacht hindurch gestaubsaugt. Warum auch immer…

Mein Programm für heute lautet:

9:30 Introduction to VSO Staff / Jackline
10:30 Admin session/Logistics and Security / Elina und MauriceHier erfahre ich u.a., wie ich mich am besten vor Malaria und anderen vermeidbaren Krankheiten schützen kann. Aber auch, dass es von VSO untersagt ist, nach 18 Uhr, also nach Einbruch der Dunkelheit, zu reisen (schlechte Straßenverhältnisse, katastrophaler Fahrstil in Schrottkaleschen, Tiere auf der Straße etc.). Außerdem darf nicht nach Angola und in den Kongo gereist werden, da ebenfalls zu gefährlich. Der Kongo gehört im Übrigen zu den 5 gefährlichsten Ländern der Erde mit einer der höchsten Korruptionsraten.

Ich lerne auch, dass Kwachas üblicherweise mit „Pin“ abgekürzt werden. 10.000 Kwacha = 10 Pin. Macht bei den Millionenbeträgen auch Sinn.

11:30 Persönliches Meeting mit George, meinem VSO Programme ManagerBei der Gelegenheit eröffnet mir George, dass ich doch nicht, wie geplant, am Mittwoch nach Kalomo aufbreche, sondern erst am Freitag.
Meine Unterkunft, also mein „Haus“, sei noch nicht fertig – es müssen noch Renovierungsarbeiten durchgeführt werden. Außerdem sei Mr. Mungalo, der Council Secretary, auch gerade auf dem Weg nach Lusaka und hätte keine Zeit, mich zu treffen. So mache es Sinn, noch ein Weilchen in Lusaka zu verweilen. Ich habe nichts dagegen einzuwenden.

George konnte mir auch bzgl. meines Urlaubsanspruchs eine gute Nachricht überbringen: Normalerweise hat man Anspruch auf 2 Tage Urlaub pro Monat. Im öffentlichen Dienst sind aber drei Tage/Monat Regel. Och, da beschwere ich mich doch nicht! Wie ich wann Urlaub nehme, bespreche ich am besten mit Mr. Mungalo, wenn ich ihn dann persönlich kennen gelernt habe. Feiertage gibt es auch einige: Gleich nach dem ersten Juli-Wochenende gibt es zwei Tage frei – Heroes Day! Vielleicht nutze ich die Zeit, mir die Viktoria-Fälle anzuschauen.

Um 13 Uhr treffe ich mich dann zum Lunch mit Elina im renommierten Lusaka-Club. Hier trifft sich die Business-Welt zum Essen und Geschäfte-Machen. Man möchte schließlich unter sich sein. Jetzt weiß ich aber zumindest, wo die Deutsche und Amerikanische Botschaft zu finden ist – nämlich direkt um die Ecke. Man weiß ja nie… Das indische Curry jedenfalls war lecker.

14:30 Introduction to Corpmed in Kairo Street - der Klinik, die im Notfall für mich zuständig ist.
Dort scheint man immerhin großen Wert auf Hygiene zu legen: Es riecht stark nach Formaldehyd… und falls nix mehr geht, wird von hier aus auch für einen Transport nach Südafrika oder Europa gesorgt. Die gute Ausstattung hängt allerdings damit zusammen, dass es sich um eine Privatklinik handelt.
80% der Menschen hier haben kaum oder keinen Zugang zum Gesundheitswesen. Die meisten öffentlichen Kliniken verfügen weder über steriles Spritzbesteck noch ausreichend Medikamente, da nahezu alle Hilfslieferungen auf dem Schwarzmarkt landen, oder schlicht kein Geld da ist. Auch hierzu werde ich an anderer Stelle mehr berichten.

Um 16:30 Uhr soll ich mich schließlich schon mit Helen und Dan vom VSO-Commitee treffen.

Das VSO-Commitee ist sozusagen die Vertretung der Volunteers in jeder Provinz Zambias, in der VSO vertreten ist (Eastern + Southern Province und Lusaka). Für Lusaka sind das Helen und Dan, zwei Engländer, die schon seit einiger Zeit für VSO tätig sind. Beide haben schon einiges an Erfahrung gesammelt und können mir wertvolle Tipps mit auf den Weg geben.

So ist es z.B. für Frauen in abgelegeneren Landesteilen üblich, ein „Chitenge“, eine Art Sarong zu tragen. Alles ab Bauch abwärts und bis zum Schienbein sei sozusagen Objekt der Begierde. Nun gut. Fast alle meine Röcke gehen bis zum Knie – also wohl ein no go in Kalomo. Ich lasse mich überraschen. Ansonsten schlinge ich mir mein Fiji-Tuch um die Hüften und werfe dieses wieder ab, sobald ich im Büro bin.

Helen klärt mich auch über die sog. MTN-Card auf. Ein USB-Stick mit dem ich ins Internet kann. Ich bekomme diesen für 150.000 Kwacha Pfand im VSO-Office.

Für einen herzhaften Lacher sorgte auch meine Wohnsituation. Ich soll lt. George in einem Haus untergebracht werden. Aber dieses Haus wird noch gestrichen und das Dach muss noch repariert werden. Meine Support Managerin Carol meint, man lasse dem Vermieter noch Zeit bis zum 1. Juli – ab dann müsse alles fertig sein. Die alten Volunteer-Hasen haben über diese Aussage sehr geschmunzelt und mich schon zu einer Party verpflichtet, falls es ungeahnterweise zu einem Einzug in dieses Haus kommen sollte. Taruk, der Volunteer, der vor mir in Kalomo zuständig war, hat 12 Monate darauf gewartet, einziehen zu können und ist mittlerweile wieder zurück auf die Philippinen…ABER: Er hat in dieser Zeit über 30 Kilo abgenommen, da er sich in der Pension, in der er untergebracht war, nichts kochen konnte. Das sind eigentlich gute Aussichten, wenn ich darüber nachdenke…

Beware of Viruses! – Ein weiterer wertvoller Hinweis. Da wohl in Sambia kaum ein Rechner mit Anti-Viren-Programmen ausgestattet ist, sind fast alle Datenquellen verseucht. Mir wird ans Herz gelegt, alle Dateien auf Viren zu prüfen, bevor ich irgendetwas öffne.
Zum Dinner verabreden wir uns beim Inder. Mein Magen hat an diesem Tag zwei Mal Curry recht gut verkraftet.


Exkurs Arbeitserlaubnis:

Komplizierte Angelegenheit. Obwohl mir in Berlin ein 3-Monats-Visum ausgestellt wurde, zählt dies nach Einreise nicht mehr. VSO kann, da ich nur für kurze Zeit im Land arbeiten werde, erst eine Arbeitserlaubnis beantragen, sobald ich mich tatsächlich im Land befinde. Als Nachweis für die Beantragung bekomme ich eine Quittung von der Einwanderungsbehörde, die ich immer mit mir führen muss. Erfahrungsgemäß kann es ewig dauern, bis mir eine Arbeitserlaubnis erteilt wird. Oftmals klappt es vor Abreise nicht, sodass das Monatsvisum vierwöchig verlängert werden muss.
Problematisch wird es aber erst, wenn ich zwischenzeitlich aus dem Land ausreise.

Bei Wiedereinreise nach Sambia werde ich dann wohl ziemlich zur Kasse gebeten. Darum geht es wahrscheinlich auch. Ich gehe einfach vom Besten aus und hoffe, in den nächsten Wochen die Arbeitserlaubnis persönlich in Lusaka abholen zu dürfen…Ansonsten muss ich Kwachas sprechen lassen.


Lusaka
Mittwoch, 23. Juni 2010


Um 10 Uhr bin ich mit Frida, der Country-Direktorin verabredet. Sie gibt mir ein paar Hinweise und Ratschläge mit auf den Weg. Nach ihrer Ansprache „and you know, you´re an Ambassador for VSO“ , ist Zeit, persönlicher zu werden. Wir verstehen uns auf Anhieb. Sie scheint aktuell etwas jobmüde zu sein und wünscht sich sehr, beruflich weiterzukommen. Am liebsten würde sie für VSO in Europa tätig werden. Ihr Mann ist Mathematiker und könnte überall Arbeit finden. Sie macht den Job bereits seit 9 Jahren und brauche eine Veränderung. Also auch hier ähnliche Themen, wie zu Hause.

Zwischen Tür und Angel instruiert mich George, mir noch eine aufladbare Lampe, am besten bei „Games“ im Shopping-Center, zu besorgen.
Die Elektrizitätswerke in Kalomo haben wohl beschlossen, allabendlich den Strom für ein paar Stunden abzuschalten. Da es schon gegen 5/6 Uhr dunkel wird, wäre es doch schön, eine Orientierungshilfe zu haben.

Nach meinem Chat mit Frida wartet bereits Erika auf mich, um mir bei der Kontoeröffnung behilflich zu sein.
Wir fahren zur Zanaco-Bank, die auch in Kalomo eine Filiale haben soll. Eine Kontoeröffnung der ganz anderen Art: Wir stellen uns VOR der Bank vor einem kleinen Pult an, wo ein paar Angestellte im wilden Durcheinander und wie am Fließband „Quick-Konten“ eröffnen. Ich fülle ein kleines Formular aus, mein Reisepass wird per Handy abfotografiert, ich ziehe im Copy-Shop nebenan ein paar Kopien vom Pass und bekomme umgehend ein Umschlag samt glitzernder Kreditkarte und Pin ausgehändigt. So einfach kann’s gehen. Der „Schalterbeamte“ hätte sogar fast noch den Umschlag mit meiner Pin geöffnet - natürlich nur, um mir zu zeigen, wo sie steht - , so dienstleistungsorientiert ist man hier.
Da in Sambia kaum jemand Internet-Zugang hat und die Post auch eher unzuverlässig ist, ist Phone-Banking sehr populär. Ich bekomme zusätzlich eine PIN, mit der ich mich per Handy in meine Bankdaten einloggen kann. So sehe ich immer meinen aktuellen Kontostand und kann hierüber auch Bankgeschäfte tätigen. Sehr sicher scheint mir diese Methode zwar nicht zu sein, aber praktisch ist sie schon. Sozusagen „SMS-Banking“.

Nach der Kontoeröffnungsprozedur mache ich mich auf, ein schönes Plätzchen zum Fussball-Gucken zu finden. Leider werde ich herb enttäuscht: Public Viewing kennt man in Sambia nicht und Kneipen/Cafés, wie man sie bei uns kennt, habe ich ebenfalls noch nicht entdeckt. Also schaue ich das Deutschland-Ghana-Match mit einer Flasche Bier und Gummibärchen im Hotelzimmer.
Schlaaaand, Schlaaaaaaaaaaand, Schlaahaaaaand, Schlahaaaaaaaaaand! Geht doch. Immerhin 1:0 gegen Ghana. Muss Mutti erst höchstpersönlich nach Afrika kommen, damit das klappt…



Lusaka
Donnerstag, 24. Juni 2010

I Shop, therefore I am


Heute steht Shopping auf dem Programm. Ich lasse mich von unserem Taxi-Fahrer Joseph zur berühmt-berüchtigten Shopping-Mall „Manda-Hill“ bringen. Alle schwärmen von den Shopping-Möglichkeiten Lusakas, sodass ich mich selbst davon überzeugen möchte. In der Tat hat Manda-Hill eine beachtliche Größe und wird aktuell um die dreifache Fläche erweitert. Wie ich finde, ist diese Mall trotzdem nicht mit unseren Einkaufszentren zu vergleichen, da man hier kaum Markenvielfalt findet und fast alle Shops das gleiche Sortiment im Angebot haben. Qualitativ hochwertige Ware ist kaum zu finden, die Meisten Produkte stammen aus China und Indien und sind dementsprechend verarbeitet.

Bei Game werde ich fündig, was meine Suche nach Bettlaken und einer aufladbaren Lampe betrifft.
Bei Shopride kaufe ich noch Müsli, da ich mir kaum vorstellen kann, dass ich so etwas in Kalomo bekomme.
Wenn man so durch die Regale blickt, fällt auf, dass Nestlé, Danone und Unilever sehr stark, wenn nicht sogar marktführend, vertreten sind. Ganz schön komisch die Vorstellung, dass ein großer Teil des Weltmarkts für Kosmetik und Lebensmittel an ein paar Konzernen hängt.
Naturbelassene Produkte gibt es ja schon daheim in Deutschland immer weniger – aber hier findet man fast gar nichts mehr. Wenn man die Zutatenliste liest ist alles klar.

Nach diesem kleinen Ausflug begebe ich mich zurück ins VSO-Büro, um Mails zu checken und Bilder hochzuladen.

Abends treffe ich mich mit meinem zukünftige Mitbewohner John, einem jungen Kerl aus Uganda. Er ist mit einigen anderen Council-Spezis angereist, um mich morgen nach Kalomo zu bringen.
Da er schon seit ca. vier Monaten als Financial Planner/Auditor im Council tätig ist, kann er mir ein paar erste Infos zur Struktur der Gemeinde geben. Was er immer wiederholt, ist, dass Kalomo wirklich sehr „rural“ und „poor“ strukturiert ist. Ich soll mir ja nicht zu viel vornehmen.
Was mich allerdings wundert ist, dass jemand, der selbst aus einem afrikanischen Entwicklungsland kommt, in ein anderes Entwicklungsland geht, um dort Aufbauarbeit zu leisten.

Morgen zwischen 10 und 11 Uhr soll ich am Hotel abgeholt werden.