Sonntag, 27. Juni 2010
Kalomo - Power Cuts und Kakerlaken
Lusaka- Kalomo
Freitag, 25. Juni 2010
Great East Road
Um 12:45 Uhr ist endlich Abfahrt. Mit an Bord des Landrover: Richard (Director of Works), der äußerst kommunikative Prosper Mulega (Water and Sanitation Officer), ein Typ, der nichts sagt und unser Fahrer, der ebenfalls sehr wortkarge Stanry . Mein Gepäck ist zum Glück auch problemlos untergekommen.
Unseren ersten Halt machen wir nicht weit von Lusaka, in Kafue. Lt. John eine der strukturierteren Städte entlang der Great East Road. In Kafue hört die asphaltierte Straße direkt hinter dem Council auf. Na, wenn man das „strukturiert“ nennt…
Als nächste Stadt durchfahren wir Mazambuka, die mir urbanisierter scheint. Es gibt zumindest entlang der Hauptstraße einige High-Schools und mehrere Supermärkte.
Kurze Pinkelpause in Monze, bevor wir nach Einbruch der Dunkelheit Choma erreichen. Hier kauft der Einwohner Kalomos so ziemlich alles ein, was er zum täglichen Leben braucht, wie mir Prosper erklärt. Der Spar-Markt ist in der Tat relativ gut ausgestattet. Aufgrund der Dunkelheit kann ich aber nicht ausmachen, was es hier sonst noch alles gibt.
Wir fahren weiter. Kurz hinter Choma blinkt ein entgegenkommendes Auto auf, was unseren Fahrer zu einem seltsamen Wendemanöver animiert. Als neben der Beifahrertür ein Herr auftaucht, lässt man mich wissen, dass es sich hierbei um meinen zukünftigen Chef, den Council Secretary Mr. Mungalu, handelt. Er und sein Sekretär werden gerade nach Choma chauffiert, wo ein wichtiges Meeting stattfinden soll.
Genau der richtige Zeitpunkt, um sich kennen zu lernen: Ich halte eine Bananenschale in der Hand, es ist stockdunkel und alle verharren in Schweigen. Nachdem ein paar Begrüßungs- und Höflichkeitsformeln ausgetauscht sind, setzen wir unsere Fahrt in Richtung Kalomo fort. Was soll man sich mitten auf der Straße im Dunkeln auch großartig erzählen? Bizarr…
Um kurz nach 7 Uhr kommen wir dann endlich in Kalomo an. Pünktlich zum Stromausfall. Man sieht nichts. Schwarz. Dunkel. Und Johns Haus ist gesichert, wie Alcatraz. Bis er alle Schlösser im Dunkeln ausfindig gemacht hat, vergehen Ewigkeiten. Zum Glück habe ich meine altbewährte Taschenlampe in das oberste Fach meines Rucksacks gepackt – als hätte ich es geahnt…
John scheint mir nicht sehr praktisch veranlagt. Bis er in seinem Haus nach irgendeiner Lichtquelle kramt, haben die Jungs und ich schon alles in mein Zimmer geschleppt. Die erst kürzlich erworbene aufladbare Lampe kommt auch direkt zum Einsatz. Schon praktisch, so ein Gerät.
Nach Neun geht das Licht wieder an. Erst jetzt kann ich mich mal ein wenig im Haus umschauen. Im Bad gibt’s keine Dusche, sondern nur eine Wanne mit den typischen englischen Tabs, deren Sinn sich mir bis heute nicht erschlossen hat – aber die Engländer schwören auf ihre Tabs. Ich überlege mir schon mal, wie ich unter diesen Umständen meine Haare waschen soll. Na hoffentlich gibt es ein paar Schüsseln im Haus.
Ach, und meine atomkriegresistenten Freunde, die Kakerlaken, sind auch am Start und laufen aufgeschreckt an den Wänden entlang. Na schön. Morgen begebe ich mich erst mal auf die Jagd und werde mich ausgiebig mit Insektenvernichtung beschäftigen. In der Küche, die wirklich sehr rudimentär ausgestattet ist, habe ich auch eine größere Ameisenstraße ausfindig gemacht. Das wird sich also richtig lohnen.
Irgendwie kratzt es mir unangenehm im Hals – ich werde ja wohl nicht krank werden?!
Samstag, 26. Juni 2010
Willkommen in Kalomo!
Power Cut und Kakerlaken.
Fühle mich gar nicht gut – Nase trieft und Kopf droht zu explodieren. Ich werfe ein paar Aspirin Complex ein, da Schlappmachen heute nicht gilt. Um 11 Uhr werden John und ich nämlich von Richard abgeholt, der uns die Gegend zeigen möchte. Und das lasse ich mir natürlich nicht entgehen. Diesmal mit an Bord: Moses, seines Zeichens Director of Treasury und Mirambo (Senior Administration Officer), mit der ich mir zukünftig das Büro teilen werde.
Haare Waschen ging übrigens auch – mit ein paar Schüsseln konnte ich mir helfen… Ich sollte nur auf jegliche Art von Kur oder Spülung verzichten. Die lässt sich sonst nicht mehr herauswaschen. Aber wer braucht schon solchen Luxus hier in der Einöde?
Zuerst kutschiert uns Richard nach Kalomo „Downtown“. Inklusive Umland hat Kalomo ca. 200.000 Einwohner. In der Stadt selbst leben ca. 20.000 Menschen. Das Straßenbild ist geprägt durch ein paar bunt aneinandergereihte Verkaufshüttchen. Asphaltiert ist hier nicht mehr viel. Bei den Straßen handelt es sich hauptsächlich um rotsandige und aufgrund der Trockenzeit staubige Pisten mit z.T. tiefen Kratern.
Das Straßenbild entspricht dem, das ich aus den Nachrichten kenne und wie ich es mir auch in etwa vorgestellt habe: Frauen mit bunten Sarongs, die Ihre Kinder in bunte Tücher gewickelt auf dem Rücken tragen und gleichzeitig geschickt diverse Gegenstände auf dem Kopf balancieren. Marktfrauen bieten ihre Ware feil, und Familien sitzen auf Karren, die von Büffeln gezogen werden. „The real Africa“ also.
Insgesamt geht es sehr geschäftig zu. Eine der Hauptnahrungsquellen ist Maismehl, das zu nChima, einer Art Polenta, verarbeitet, zu fast jeder Tageszeit gegessen wird. Entlang der Straße sind säckeweise Maismehl aufgereiht, die von Zwischenhändlern verkauft werden.
Die Gemeinde ist sehr stolz auf ihr großes Maislager, von dem aus fast die ganze Region versorgt wird. Chinesische Investoren erweitern das Lager aktuell.
Der Ort hat genau eine Sehenswürdigkeit, zu der wir als nächstes fahren.
Bevor Lusaka zur Hauptstadt Sambias aufstieg, war Kalomo für vier Jahre das Capitol. Aus dieser Zeit ist ein altes Stadthaus geblieben, das leider vom Verfall bedroht ist. Geld für Instandhaltungsmaßnahmen scheint sehr knapp zu sein. Überall im Haus hat sich Schimmel der ganz üblen Art gebildet.
Unser Guide, ganz aufgeregt ob des internationalen Besuches, bittet mich, mich in das Gästebuch zu verewigen, bevor wir unsere Tour of Kalomo fortsetzen.
Ich lerne den örtlichen Sheriff kennen (ich hoffe, ich werde ihn nicht brauchen), besichtige das Gemeindekrankenhaus (nein, auch hier will ich nicht landen) und sehe dann auch endlich das District Council in seiner ganzen Pracht. Alles sehr klein und übersichtlich. Es gibt auch nur ganz wenige Computerarbeitsplätze, von einem Netzwerk ganz zu schweigen. Die GTZ sei gerade dran, eins zu installieren, flüstert mir John zu.
Das Council verfügt auch über ein Gästehaus, das man mir für zukünftigen Besuch wärmstens ans Herz legt. Na ja, ich denke darüber nach.
Der Höhepunkt des Tages: Die Besichtigung meines zukünftigen Hauses. Das Haus liegt nur eine Spuckweite vom Council entfernt. Als wir reingehen, sitzen die Handwerker gerade beim Lunch. Es wird noch gestrichen, Vorhänge sollen angebracht werden und die elektrischen Leitungen sind noch nicht alle gelegt. Immerhin gibt es hier eine Dusche. Ich bin ja mal gespannt, ob es wirklich zum 1. Juli einzugsfertig ist.
Zum Abschluss fahren wir in einen Pub, wo wir den Tag ausklingen lassen. Eile mit Weile, scheint hier das Motto des Service zu sein. Man sollte nicht allzu hungrig sein sollte man besser nicht mitbringen, denn schon in der Speisekarte ist vermerkt, dass es mindestens 40 Minuten dauert, bis das Essen serviert wird. Wahrscheinlich wird jede Pommes einzeln geschnitzt. In der Tat warte ich auch eine geschlagene dreiviertel Stunde auf mein Käsesandwich.
Im Übrigen scheint es hier sehr verbreitet zu sein, sich hauptsächlich von Fast Food zu ernähren. Auch der Mittagspausenspot des Councils hat nur Fettiges im Angebot. Ich muss auf jeden Fall ganz bald einkaufen gehen, um mir wenigstens ab und zu selbst was zu kochen.
Da es mir jetzt wirklich schlecht geht, fahren wir wieder zurück nach Kalomo, damit ich mich ein bisschen hinlegen kann.
Ich finde allerdings keine Ruhe, bis ich nicht noch 4-5 Kakerlaken in den sicheren Tod geschickt habe.
Pünktlich um 6 wird dann auch wieder der Strom abgeschaltet.
Ich glaube es nicht: Als ich um 22 Uhr (hier sagt man übrigens zu 22 Uhr „22 hours“) nochmal aufstehe, um Zähne zu putzen, ist zwar wieder Licht da, aber dafür das Wasser abgestellt.
Feierabend ist üblicherweise gegen 17 Uhr. D.h. man hat noch eine Stunde, um schnell nach Hause zu kommen und sofort mit dem Kochen zu starten. Am besten duscht man parallel, da die Chance, am Abend weder Strom noch Wasser zu haben, sehr hoch ist. Lt. John folgt die Strom-/Wasserabschalterei keiner festen Regel und es gibt auch keine Information über das Wann und Warum.
Er hat es auch schon erlebt, dass er morgens um 7 eingeseift in der Badewanne stand, und kein Wasser mehr kam. Ich bin mal gespannt, wann die erste Kalomo-Krise einsetzen wird.
Kalomo
Sonntag, 27. Juni 2010
Heute passiert nicht viel, da ich tatsächlich ziemlich erkältet bin.
John und ich sollten eigentlich am Nachmittag abgeholt werden, um zum Management Meeting des Council zu fahren.
John hat das Ganze auf morgen früh vertagt. Falls es mir dann noch nicht wieder besser geht, komme ich am Dienstag nach.