Donnerstag, 30. September 2010

National Conference and Threats

Lusaka, 30. September – 01. Oktober 2010-10-04

VSO National Conference,
IE9 und
Tücken des Ticketkaufs

Zwei Tage Konferenz, zwei Tage volles Programm, Workshops, Vorträge, Treffen aller Volunteers und vor allem „Großstadtfeeling“.

Lusaka stresst mich jedes Mal: Ab Ankunft habe ich immer mindestens 1000 Dinge zu erledigen, wovon aber meist nur 50% klappt. Warum? Weil ich mir jedes Mal zu viel vornehme.

Dieses Mal habe ich einige Rückerstattungen für meinen Graszaun mit VSO zu klären, möchte zur Bank, will die üblichen Up- und Download-Geschichten für den Blog über die Bühne bringen, Leute treffen, Freunde verabschieden, Zugabfahrtzeiten in Erfahrung bringen, Bücher kaufen and so on and so on…

Eine kardinale Fehlentscheidung macht mir von Beginn an einen Strich durch meine Up- und Download- und damit meine Blog-Pläne: Ich habe irgendwann nachts, als ich nicht schlafen konnte, einen Artikel über den neuen Internet-Explorer im Spiegel gelesen (natürlich auf meinem mini Handy-Display im Dämmerzustand) und mir gedacht: Den lädst Du Dir gleich nach Release runter. Dann bin ich noch besser gegen alle fiesen Angriffe sambischer Würmer und Trojaner geschützt.
Gesagt getan: Raus aus dem Bus, rein ins VSO-Office (hier können wir umsonst ins Internet), den Rechner angeschlossen und den „IE9“ runtergeladen.
Dank meines breiten, nicht vorhandenen IT-Wissens habe ich nicht gecheckt, was es heißt, eine „BETA-Version“ runterzuladen. Nämlich, dass es sich dabei um eine Version voller Bugs handelt.
Die nächsten drei Tage habe ich mich jedes Mal gewundert, warum ich plötzlich nicht mehr auf meine Mails zugreifen kann und der Blog jedes Mal abstürzt, sobald ich auch nur ein Wort ändern möchte. Langsam war´s auch.
Ich bin fast durchgedreht, bis ich dann am letzten Lusaka-Erledigungstag endlich mal auf die glorreiche Idee gekommen bin, dass all meine Probleme durch den neuen Explorer verursacht werden könnten. Zeit, noch etwas im Internet zu erledigen, hatte ich zu diesem Zeitpunkt natürlich keine mehr. Zumindest konnte ich mir noch im Eilverfahren (als alle schon im Auto auf mich gewartet haben), den Firefox runterladen. Sonst hätte ich mich in Kalomo für den Download wieder tot bezahlt.
Beim nächsten Mal heißt es für mich: Augen auf beim Downloaden neuer Programme. Und: Wer lesen kann, ist klar im Vorteil.
Mittlerweile bin ich mir aber auch sicher: Eine höhere MTN-Macht (Witchcraft?) zwingt mich durch perfide Methoden dazu, mein ganzes Geld für Rubbel-Karten (Scratch Cards) auszugeben, damit ich nur zu Höchstpreisen das Internet nutzen kann. Anders lässt sich das alles nicht mehr erklären. Denn immer, wenn ich die Möglichkeit habe, das Netzt umsonst oder spottbillig zu nutzen, funktioniert irgendwas nicht.
Wer hierzu nutzdienliche Hinweise oder ähnliche Erfahrungen gemacht hat, bitte melden. Wir müssen der Sache auf den Grund gehen.


Wann bitte geht der Zug nach Dar es Salam?
Meine nächste Lusaka-Mission war, herauszufinden, ob am 24. Dezember ein Zug von Sambia/Kapiri Mposhi nach Tansania/Dar es Salam operiert.

Der Plan ist es nämlich, Silvester auf Zanzibar zu feiern und ich habe den wahnsinnigen Entschluss gefasst, den Freitags-Zug – also den „Heiligabendzug“ zu nehmen und Weihnachten einfach mal im Zug zu verbringen.

Der Tazara-Express operiert nur zwei Mal wöchentlich und braucht ca. 50 Stunden bis nach Dar es Salam. Man muss fast davon ausgehen, dass er irgendwo auf der Strecke einfach mal ein paar Stündchen liegen bleibt oder 11 Stunden später los fährt. Dafür ist die Landschaft, durch die er fährt, fantastisch und ich liebe Zug fahren.

Seit die Chinesen im letzten Jahr wieder ein paar Milliönchen in die Zuggesellschaft gepumpt haben, um vor der totalen Pleite zu retten (3/4 der Loks waren mittlerweile defekt und die Abteile ziemlich heruntergekommen, die Gleise in marodem Zustand), läuft´s wieder einigermaßen mit dem Tazara-Express. Es gibt sogar eine vernünftige Homepage UND ein Office in Lusaka, nahe dem Busbahnhof.

In meiner unglaublichen Naivität dachte ich mir: Schaust Du doch mal im Tazara-Büro vorbei, fragst einfach mal nach und - im besten Fall - machst eine Reservierung für den 24.12. klar.
Ich bin aber schon am Parkplatz vom Security-Guard abgefangen worden, der mir mitteilte, dass das Büro aktuell geschlossen sei. Warum? Die einzige Angestellte und „Frau in Charge“ für Informationen und Buchungen ist im Urlaub. Sie kommt erst am 6.10. zurück. Und dann ist das ganze Büro geschlossen? Spuky!
Sein Tip: Fahr doch direkt nach Kapiri Moshe und kauf Dir dort Dein Ticket! Mhm. Klar. So mach ich´s. Kapiri ist ja nur 4-5 Stunden von Lusaka entfernt. Ein Katzensprung, um ein Zugticket zu kaufen, für einen Zug, bei dem ich nicht mal weiß, ob er überhaupt fähr!
Aber, wie das ja immer so ist in Zambia, habe ich abends einen netten, mir bis dato unbekannten Herrn in meinem neuen Lieblingscafé MINT getroffen, der ZUFÄLLIG die Nummer der Dame hatte!
Ist das zu fassen? Ich rufe sie in den nächsten Tagen an, um meine einzige kurze Frage zu stellen:
„Können Sie mir sagen, ob am 24.12. ein Zug fährt“?



Aber nun zu meinem Hauptthema: Die VSO-Konferenz.

Unser VSO-Treffen war in zwei Großveranstaltungen unterteilt:
Der Sektor-Workshop und die VSO Zambia National Conference.
Im Sektor-Workshop haben sich die Volunteers aus den einzelnen VSO-Schwerpunkten getroffen, Updates erhalten und über ihre Placements diskutiert. Untergebracht waren wir auf dem Uni-Campus im Commonwealth Youth Center – Ein „solala“- Guesthouse mit z.T. ziemlich heruntergekommenen Zimmern.

VSO operiert in Sambia in drei Sektoren: Secure Livelyhood, HIV/Aids und Governance.
Ich selbst arbeite im Sektor „Governance“, im Local Governement.
Jeder war im Vorfeld busy, eine Präsentation zu einem Thema vorzubereiten, das zum jeweiligen Tätigkeitsfeld passt und einen Mehrwert für alle darstellt.
Mein Thema, surprise surprise, handelte sich natürlich um Human Resources Management und die Herausforderungen, unter gegebenen Bedingungen, eine Policy zu kreieren.

Im Workshop haben wir auch mehr über neue strategische Ausrichtung von VSO erfahren.
Eine der größten Veränderungen wird sein, dass VSO seinen Partnern keine „Gratis-Volunteers“ mehr zur Verfügung stellt. Die Partner sollen zukünftig dazu angehalten werden, einen finanziellen Beitrag zu leisten. Ich persönlich begrüße diese Entwicklung sehr, da dies m.E. stärker auf eine Wertschätzung unserer Arbeit abzielt und sich unsere Projektverantwortlichen viel mehr um einen effizienten Einsatz bemühen werden.
Auch VSO muss im Vorfeld viel genauer selektieren, mit welchen Kooperationspartnern zusammengearbeitet wird und muss die Placements besser Monitoren.
Diese neue Entwicklung ist nicht zuletzt auf die weltweite Wirtschaftskrise zurückzuführen. VSO musste auf viele Spendengelder verzichten und hat strenge Auflagen bekommen, wie und wofür Geld auszugeben ist. Da VSO seinen Hauptsitz in GB hat, Mitarbeiter und Volunteers aber überall auf der Welt operieren und üblicherweise in Pfund bezahlt werden, musste man auch hier massive Verluste aufgrund des schwachen Kurses in Kauf nehmen.

Am nächsten Tag hatten wir unsere  Volunteer Conference in einem Konferenz-Hotel (fast wie zu Hause).
Es gab z.T. sehr gute Gastvorträge zu den Themen:
-          Leadership in Zambia
-          2011 Elections in Zambia (wozu ich in einem der nächsten Blog schreiben werde)
-          Income generating activities for NGO´s
-          UK Aid-Plans for development in Zambia (UK Aid ist mit mehreren Millionen Pfund eine der größten NGO, die Sambia in diversen Gebieten unterstützt)

Im Anschluss an die Gastvorträge gab es kleine Arbeitgruppen, zu VSO-spezifischen Themen.
Und immer wieder die Diskussion über unsere Rolle in den Placements: Fast alle besetzen wir eine volle Position, anstatt Kapazitäten zu bilden und Wissenstransfer sicher zu stellen. Es wurden wieder klare Signale an VSO Zambia ausgesandt, endlich sorgfältiger Placements und Kooperationspartner auszuwählen und unserem Mission Statement nach zu kommen: „Sharing Skills, fighting poverty“.

Fazit der beiden Tage: Eine bereichernde und interessante Veranstaltung für uns alle.

Abends haben wir es uns bei unserem Lieblings-Inder „Mahak“ und in dem neuen und stylishen Mint gut gehen lassen.
Und mit einigen Erledigungen war ich dann auch erfolgreich: Ich habe tatsächlich noch einen der letzten Lonely Planets für Tansania ergattern können, habe alle Materialien für unsere Toga-Party gekauft und meine Konto-Nummer in Erfahrung bringen können.

Unsere VSO-Gruppe:

Indisch bei Mahak...


...und Europäisch bei Mint

...zwischendurch ein bißchen Konferenz

Dienstag, 28. September 2010

A tribute to Kalomo

                                                                      Ach, Kalomo

 

I've been walking in the same way as I do
Missing all the cracks in the pavement
And tutting my heel and strutting my feet
"Is there anything I can do for you dear? Is there anyone I could call?"
"No and thank you, please Madam. I ain't lost, just wandering"
Round my hometown
Memories are fresh
Round my hometown the people I've met
Are the wonders of my world
I like it in the city when the air is so thick and opaque
I love to see everybody in short skirts, shorts and shades
I like it in the city when two worlds collide

Sonntag, 26. September 2010

Ziele

Kalomo, Sonntag 25.09.2010

Man muss sich Ziele setzen.

Das habe ich heute Nacht getan. Ich will den Kilimanjaro besteigen. Ja. Dafür stehe ich jetzt jeden Morgen um 6 Uhr auf und laufe eine Runde durch die Walachei.

Aktuell ist es in den frühen Morgenstunden auch noch kühl genug, sich körperlich zu betätigen. Auch die Fliegenattacken halten sich um die Zeit noch in Grenzen.

Ich habe bei meinen ersten Joggingversuchen den Fehler gemacht, so schnell wie möglich aus Kalomo raus zu kommen, um den Blicken der Passanten zu entgehen. Bis ich dann auf einem lauftauglichen Feldweg angekommen bin, war ich schon komplett außer Atem. Immerhin liegt Kalomo auf 1.400 Metern über N.N.. Da muss sich die Lunge erst mal dran gewöhnen.

Jetzt habe ich eine neue Strecke für mich entdeckt, die morgens fast menschenleer ist und wo auch nicht hinter jeder Ecke ein bissiger Hund lauert.

Falls mir der Heuschnupfen oder andere Zimperlein keinen Strich durch die Rechnung machen, dürfte ich Anfang Januar fit genug sein, den afrikanischen Riesen zu besteigen.

Montag, 20. September 2010

Hilfe, Halbzeit!

Kalomo  

Montag, 20.09.2010     

Die Zeit vergeht wie im Flug – selbst hier in Afrika. Drei Monate bin ich jetzt schon hier.
Meine Halbzeitbilanz:
Bisher habe ich es in keiner Sekunde bereut, das Abenteuer Afrika gewagt zu haben.
Viele bizarre und sehr lustige Erlebnisse, ein nicht immer einfacher und herausfordernder Arbeitsalltag, Kalomo, tolle Kollegen, spannende Begegnungen und crazy people. Ich fasse einfach mal die letzten beiden Wochen zusammen.    


Meetings, immer wieder Meetings.

Das Highlight war unser Gewerkschafts-Meeting, wo es vor allem um die Erhöhung von Löhnen und Gehältern ging, aber auch die Erhöhung diverser „Allowances“.

Wenn ich über meine Arbeit schreibe, muss man immer im Hinterkopf halten, dass es sich um den öffentlichen Dienst, ein Local Governement, handelt. Wie lange hat es in Deutschland gedauert, bis es sich in der Verwaltungs- und Beamtenwelt herumgesprochen hat, dass man im Auftrag der Bürger tätig ist und eine Servicefunktion hat? Bürokratie über Alles. Flexibilität? Fehlanzeige. In der freien Wirtschaft sehen die Bedingungen auch in Sambia etwas anders aus.

Ich weiß nicht, ob ich bereits davon berichtet habe, dass das Vergütungssystem auf etwas fragwürdigem Fundament gebaut ist – vor allem aus Sicht des braven deutschen Steuerzahlers.
Um Steuerabgaben zu vermeiden, wird im öffentlichen Dienst ein niedriges Grundgehalt gezahlt und mit steuerfreien Allowances (Sonderzahlungen) kompensiert.
Hier nur einige Beispiele möglicher Allowances:
- Sitting Allowance
- Charcoal Allowance (Charcoal = Holzkohle)
- Medical Allowance
- Holiday Allowance
- Education, Housing, Dirty Allowance und so weiter und so fort

Zu manchen Allowances habe alle Mitarbeiter Zugang, zu einigen aber nur die Führungsebene, was ein ständiges – berechtigtes - Benachteiligungsgefühl unter den Mitarbeitern auslöst. 
Auch wenn ich mich wiederhole: Mir ist schleierhaft, wie ein System langfristig funktionieren soll, wenn von einem Großteil der Bevölkerung keine Steuereinnahmen über Löhne und Gehälter zu erwarten sind. Wo soll das Geld für den Straßenbau herkommen (wenn chinesische Investoren nicht zur Stelle sind)?
Wer kümmert sich um Müllbeseitigung, wer um Arbeitsschutzmaßnahmen? Das Ministerium klagt über mangelnde Ressourcen – es ist kein Geld da. Und wenn Gelder fließen, dann nicht selten in ausländische Geheimkonten des Regierungs- und Bürokratenzirkels.
Und meine gewerkschaftlich aktiven Kollegen, die dieses Meeting einberufen haben, haben in ihrem Forderungskatalog noch einmal ca. 30% - 120% Erhöhung der Allowances gefordert. Wo soll das hinführen?

Das Council kommt z.B. auch für die Kosten auf, wenn ein Mitarbeiter oder ein naher Angehöriger stirbt. Also gibt es auch eine Coffin- (Sarg-) und Funeral-Allowance.
Wir haben sage und schreibe 45 Minuten darüber diskutiert, ob die Sarg-Allowance von 1.5 Mio auf 1,8 Mio Kwacha und die Funeral Allowance von 500.000 auf 1.5 Mio Kwacha erhöht werden sollte, obwohl sich weder an den Sargpreisen noch an den generellen Ausgaben für Beerdigungen etwas geändert hat.
Dabei gab es z.B. den Einwand, dass Mitarbeiter und Angehörige Geld für einen Sarg beantragen, die Toten aber schon anderweitig und durchaus kostengünstig begraben haben. Die Sarg-Allowance wäre in diesem Fall ein netter Nebenverdienst.
Etwas makaber das Thema, aber durchaus berechtigt, da das Council jedes Jahr sehr viel Geld für Beerdigungen ausgibt.

Wer hätte es anders erwartet: Eine Entscheidung ist natürlich nicht gefällt worden. Im nächsten Meeting unterhalten wir uns doch alle gerne noch einmal in epischer Breite darüber, was denn ein Sarg kosten darf und welche Ausgaben bei einer Beerdigung gedeckt werden. Mein Einwand, doch einmal über einen preffered supplier im Sargbereich Nachzudenken und darüber Preise verhandeln zu können, ist auf absolutes Unverständnis gestoßen.
Da war sie wieder, die Frau aus der Wirtschaft und ihre komischen Ideen...

Um ein schönes Zusatzeinkommen über Allowances zu generieren, sind die meisten Führungskräfte überaus busy im Besuchen von Meetings.
Wenn man bedenkt, dass für ein zweitägiges Meeting mit Übernachtung fast 300.000 Kwacha (ca. 45 Euro) vom Veranstalter (natürlich meist NGO´s) allein für die körperliche Anwesenheit gezahlt werden, wundert es nicht mehr.

Die Spielregeln sind einfach: Ohne Zahlung von Allowances keine Teilnahme.
Im Gegenzug ist die Erwartungshaltung an die Teilnehmer üblicherweise gering.

So werden Meetings gerne auch genutzt, um mal ordentlich auszuschlafen, oder seine Freunde aus der anderen Provinz zu treffen.
Es scheint sich aber niemand ernsthaft daran zu stören und so wird dieses Spielchen lustig weitergeführt.
Ich bin nur froh, dass ich mich klammheimlich aus dem Budget-Prozess mit seinen Millionen Meetings „herausverantwortet“ habe. Fünf Tage im Kreis drehen halte ich im Kopf nicht aus. Und Alkohol kann hier nicht die Lösung sein.   
  

Mein Chef und ein Blick auf die Entwicklungshilfe

Nachdem ich große Fortschritte mit meinen Teams im Schreiben der Job-Descriptions, eines Einarbeitungsprogrammes und der Einführung von Appraisals gemacht habe, ist es mal wieder an der Zeit, meinen Chef, den C.S., mit einzubeziehen.
Denn auch sein Manager-Team soll aussagekräftige Job-Descriptions erhalten und in seiner Leistung bewertet werden. Außerdem müssen wir uns mal langsam Gedanken über ein vernünftiges Urlaubssystem und Inhalte der HR-Policy machen und damit strategische Grundsatzentscheidungen fällen.

Damit das nicht falsch rüberkommt: Menschlich verstehen wir uns blendend. Er ist eine Respektsperson und hat sein Council grundsätzlich ganz gut im Griff. Nur Planungs- + Organisationskompetenz und HR-Interesse sind kaum existent. Ich greife ihn auch nicht persönlich an - ich möchte nur exemplarisch darstellen, wie schwierig Wissenstransfer und unser aller geliebter Ausdruck "capacity building", in dessen Auftrag wir schließlich unterwegs sind, umzusetzen sind...

Nach dem fünften Versuch, mit ihm einen Termin zu vereinbaren, reißt mir die Geduldsschnur.
An einem Dienstag falle ich im Büro des C.S. ein und starte ein ernsthaftes Gespräch über den Sinn und Zweck meines Placements und seine Erwartungshaltung an mich. Und zwar diesmal wirklich „straight forward“ und nicht eine halbe Stunde um den heißen Brei herum. Heute interessiert es mich weniger, wie es der Verwandtschaft geht und wie heiß es plötzlich geworden ist. Ups, Zeit rum...

Ich habe mir am vorigen Wochenende ernsthaft überlegt, nach einem neuen Placement Ausschau zu halten, wenn sich die Grundeinstellung nicht ändert. Change-Management geht nun leider einmal nicht ohne den Kopf der Organisation. Diverse Organisationen zahlen so unglaublich viel Geld dafür, dass strukturelle Veränderungen im Local Governement durchgeführt werden – dies geht aber nur MIT den beteiligten Personen – und ich bin nicht bereit, hier meine Zeit abzusitzen und eine schöne HR-Policy zu schreiben. Das kann ich auch vom meinem Schreibtisch in Köln aus tun.
Obwohl ich nicht müde werde, zu betonen, dass ich NICHT der HR-Manager, sondern der Adviser für Human Resources Management bin, übernehme ich natürlich trotzdem diese Rolle.
Meine größte Sorge gilt nach wie vor der Nachhaltigkeit. Es ist schön, dass jetzt jemand da ist, der viele Neues einbringt. Aber an wen soll ich es übergeben?

Der Verantwortliche für das Admin-Department, unter das auch HR fällt, ist zwar interessiert an Personalwesen, aber aus diversen Gründen nicht wirklich in der Lage, langfristig meine Aufgaben zu übernehmen. Und so überlege ich eigentlich schon von Beginn an, wie es „nach mir“ weitergehen soll.

Es ist z.T. erschreckend, wie viele externe Spezialisten, ob unter dem Mantel von VSO oder einer der anderen Organisationen, bereits diverse Assessments und Audits durchgeführt haben - und wie wenig bisher davon umgesetzt wurde.

Dazu kommt noch das Thema Wissenstransfer: Teilweise arbeiten mehrere Expats an ähnlichen Themen, wissen aber nichts voneinander oder sollen aus diffusen Gründen nicht miteinander kooperieren. So fallen mir viele Evaluationen, Assessments, Strategiepapiere nur durch Zufall in die Hände. Eigentlich eine Katastrophe.

So auch ein Assessment einer meiner Vorgängerinnen über die Gesamt-Organisationsstruktur eines Nachbar-Councils (Mazabuka). Sie hat vor zwei Jahren nahezu die gleichen Erkenntnisse erzielt, wie ich heute, und auch ähnliche Vorschläge unterbreitet. Seither ist nichts mehr passiert, das Dokument ist in einer Schublade gelandet und in Vergessenheit geraten.

Dies schlägt genau in die Kerbe der Entwicklungshilfe-Kritik: Kapazitätenbildung, wo keine Kapazitäten sind oder diese niemand ausbilden möchte.

Wer sich intensiver mit dem Thema auseinander setzen möchte, dem empfehle ich die Lektüre des Buches „Dead Aid – Why Aid is not working and how there is another way for Africa“ der Sambierin Dambisa Moyo. Ein provokatives Buch, das die Entwicklungshilfepolitik der Geberländer beleuchtet und Alternativen aufzeigt. Natürlich nicht der Weisheit letzter Schluss, aber zumindest eine Anregung und kein Angriff auf die Tränendrüse des reichen Westens.

Ich befinde mich in einem Hilfesystem, das die Entwicklungsländer nur noch unselbstständiger, abhängiger und laid back macht: Bei jeder Art von Herausforderung ist eine überengagierte und finanziell bestens ausgestattete NGO zur Stelle, die sicherlich jemanden schicken wird, der die Arbeit schnell und umsonst erledigt. Warum also selbst anstrengen?
Mir fällt hierzu immer wieder unser gutes altes saarländisches Sprichwort ein: Was nix kostet, ist nix wert. Und das trifft auch in meiner Organisation zu.

Braucht das Council Internet, werden mal schnell 17 Mio Kwache frei gemacht, braucht es neue Computer (die aber niemand vernünftig bedienen kann), wird nagelneue Hardware bereitgestellt, muss man sich vernetzen, kommt der nächste Volunteer – der kann dann ja auch gleich MS-Office trainieren und mal zeigen, wie Internet überhaupt funktioniert…

Nachhaltiger – in meinen Augen - wäre ein System der Partizipierung: Das Council kümmert sich um Computertrainings und hat diese im Vorjahr vernünftig budgetiert, hat sich Gedanken um eine Verbesserung im File-Management gemacht und sich überlegt, wofür man ein Netzwerk sonst noch nutzen könnte. Die NGO gibt Hilfestellungen und dann erst Geld für neue Computer. Ohne Geschäftsbedingungen und Konsequenzen, wenn diese nicht eingehalten werden, funktioniert es nicht.

Sonst steht der nächste Computer in der Ecke und verstaubt (was hier sehr sehr schnell geht), der nächste Drucker wird bestellt, passt aber gar nicht zu den Bedürfnissen des Councils, und mit dem Internetprovider ist ein schlechtes Paket zu überdimensionierten Konditionen abgeschlossen.

Grundsätzlich finde ich die Idee, die hinter den meisten Verträgen zwischen NGO und Partnerorganisation, wie z.B. einem Council, steckt, grandios. Nämlich der Austausch von Wissen, Anregung zum Nachdenken, Kapazitätenbildung und gemeinsame Bekämpfung von Armut und Benachteiligung. Pragmatisch, durch Experten, ohne Helfersyndrom oder Altruismus. An der Umsetzung in der Praxis hapert es aber gewaltig.
Im Fall meines Council vor allem daran, dass zwischen den Partner keine klaren Vereinbarungen getroffen werden – außer auf dem Papier. Und das ist bekanntlich geduldig. 
Der größte Fehler liegt aber darin, dass im Vorfeld nicht genau geschaut wird, ob die Organisation schon weit genug und somit bereit, für einen strukturellen Wandel ist. Ob denn auch Mitarbeiter vor Ort sind, die das Potential mitbringen und gewillt sind, die Veränderungen wirklich mitzutragen. Und nicht zuletzt: Ist es der Partnerorganisation wirklich klar, was es bedeutet, einen Volunteer als Spezialisten reinzubringen, der letztendlich da ist, Prozesse zu verändern und Input zu geben? Dass dies nämlich bedeutet: Wir wollen uns bewegen, wir sind bereit für Veränderungen und es müssen alle mit anpacken?


Aber zurück zum meinem Gespräch mit dem C.S.: Er war, glaube ich, ganz schön überrascht, dass ich , zudem noch als Frau, Klartext gesprochen habe. Aber er hat mich verstanden, sich selbst zu wenig in der Verantwortung gesehen, gedacht, Christiane kommt schon, wenn es Probleme gibt. Und er ist natürlich auch voll bis zum Anschlag mit anderen Themen, z.B. Voters Registration für die Parlamentswahlen 2011. Delegieren oder über das eigene Zeitmanagement nachdenken? Oh, das geht nicht!
Er hat mir zugesichert, mich „weiterhin“ in allen Orga- und HR-Themen zu unterstützen und seine ToDo´s zu erledigen.
Und siehe da – an diesem Dienstag hatten wir tatsächlich ein von ihm organisiertes Meeting in Choma, bei dem es um die zukünftige Urlaubsregelung für das Council ging. Der Durchbruch ist uns natürlich noch nicht gelungen, aber es war ein Anfang. Und er war aktiv involviert.
Ich bin gespannt, wie lange diese „Hochphase“ anhält und ob er mir auch tatsächlich Termine für die Appraisals der Manager vorschlägt. Die Vorlagen samt „Handbuch“ stehen und müssen jetzt nur noch implementiert werden.   


Die Arbeit an sich

Macht nach wie vor ungeheuer viel Spaß. Die Kollegen sind aufgeschlossen, ich begeistere meine Bürokollegin Milambo für Human Resources Management, die Mitarbeiterbefragung ist in trockenen Tüchern, die entsprechenden Meetings sind terminiert. Sogar die Job Descriptions bewegen sich und inzwischen bin ich ein Spezialist für sambisches Arbeitsrecht. Et lüft. Manchmal sehr zäh, aber et lüft.

Vor den Appraisals haben natürlich alle Manager berechtigtes Muffensausen (ich natürlich auch...). Ich möchte in der ersten Oktoberwoche mit den Vorbereitungsgesprächen starten. Keiner von ihnen hat bisher Performance-Gespräch mit seinen Mitarbeitern geführt und sich intensiv mit seinen Mitarbeitern auseinandergesetzt. Genau so haben sich aber auch die Mitarbeiter noch nie mit Leistungs- und Entwicklungsgesprächen beschäftigen müssen.

In den vorangegangenen Meetings und 1zu1 Gesprächen waren sich aber alle einig, dass es langfristig ohne solche Gespräche nicht mehr funktioniert. Im Zuge der Dezentralisierung wachsen Verantwortlichkeiten und Aufgaben für Führungskräfte und Mitarbeiter. Den Kollegen fällt es immer schwerer, das Tempo mitzuhalten, den Überblick zu behalten und seine jeweilige Rolle zu definieren und auszufüllen. Und Coaching macht Spaß.   


Das Wetter

Es ist mittlerweile heiß in Sambia. Und die Temperaturen steigen von Tag zu Tag.
Kalomo ist an manchen Tagen wg. den aktuell starken Winden, in eine einzige Staubwolke gehüllt.
Ich komme nicht mehr hinterher mit fegen und könnte jeden Tag das Haus putzen.
Den Schlafsack habe ich gegen ein Leintuch ausgewechselt und der Ventilator läuft fast jede Nacht auf Hochtouren.

Nebeneffekt der Hitze: Die kleinen und großen Krabbeltiere tauchen alle aus ihren Versenkungen auf. Jeden Tag entdecke ich neue, mir vollkommen unbekannte Spezies. In meiner Toilette lebt sogar ein kleiner durchsichtiger Frosch. Jetzt habe ich ein schlechtes Gewissen, Toilettenreiniger zu benutzen. Aber was soll ich tun?

Es verirren sich mehr und mehr Moskitos in mein Haus und die Ameisen sind auch ganz geschäftig unterwegs, ständig bemüht, einen Weg in meine Küche zu finden. Noch halte ich erfolgreich mit Besen und heißem Wasser dagegen. Und wenn ich mal ein paar Tage außer Haus war, finde ich einen kleinen Insektenfriedhof in meiner Wohnung.

Die Wollmützen und Handschuhe sind mittlerweile aus dem Straßenbild verschwunden und durch Sonnenschirm und T-Shirt ersetzt worden.

Ich wundere mich aber nach wie vor, wie es die Frauen unter ihren Perücken aushalten, die ganz im Trend zu liegen scheinen. 
   


WAS IST DAS???
Mein Haus
Der Graszaun steht. Patrick „God bless you, sista“ und „the big man“, wie er seinen Kollegen nennt, haben ganze Arbeit geleistet und mir ein schönes Zäunchen gebaut. Jetzt kann ich mich auch mal auf meine Mini-Terrasse setzen und ein paar Kräuter anpflanzen, ohne dass ganz Kalomo daran teil hat. 
Der Geysir streikt mal wieder. D.h. kein heißes Wasser available. Na ja, mein Landlord ist meine wöchentlichen Anrufe ja mittlerweile gewöhnt und reagiert neuerdings zeitnah auf die Behebung von Störungen. Die Verstopfung meiner Toilette war innerhalb von zwei Tagen beseitigt. Wer sagts denn…
Die Arbeiten am Nachbarhaus stocken. So auch die Fertigstellung des Hauseingangsbereiches. Der Mensch, der damit begonnen hat, ein paar Steine auszulegen, ist nie mehr wieder aufgetaucht. Vielleicht wird’s ja bis zum Beginn der Regenzeit. Sonst wird einfach alles wieder weggespült.
 
Partylife
Nach dem feucht-fröhlichen Radio-Chikuni-Festival proudly presented by the Mazambuka Party-and Entertainment Company und der absoluten Paralleluniversumserfahrung (nein, keine Drogen), habe ich ein Erholungs- und Wasch-Wochenende in Kalomo einlegen müssen, kurz unterbrochen vom grandiosen Girls-Braii.
Letztes Wochenende war ich dann wieder fit und bereit für Livingstone.
Dort waren wir auf diversen Geburtstags- und Abschiedsfeiern zugange, hatten Gin-Tonic bei Sonnenuntergang satt und mal wieder unter australischer Leitung den Grill angeworfen. Good on you, mates!
Der Sambesi und somit auch die Victoria-Fälle sind aktuell ziemlich wasserarm, was einen tollen Ausblick und auch das Schwimmen in den Pools des Sambesi ermöglicht.
 
Grillgott Kristen und Happyjames



Samstag, 18. September 2010

Victoria Falls




Sunset Gin Tonic

Montag, 13. September 2010

Mädels, Finger weg vom Alkohol

Mädels, Finger weg vom Alkohol


Samstag, 11. September 2010

Idah, eine meiner Kolleginnen hat mich zum Girls-Braii eingeladen. Ob ich denn auch Lust hätte, vorbei zu kommen. Klar, warum nicht?

Die sambischen Einladungs-, Gast- und Gastgeberregeln habe noch nicht ganz durchschaut.

Einladungen zum Essen finden sehr selten statt. Es scheint eher normal zu sein, zur Abendessenzeit spontan vorbei zu schauen.

Es ist für mich auch immer wieder irritierend, von Kollegen zu hören „One day I will invite you for dinner.“ Was heißt das? Ist das eine Einladung oder folgt darauf eine? Konkreter ist es noch nie geworden.

Neulich habe ich ein paar meiner Kollegen zum Afternoon-Tea eingeladen. Ein paar Kekse, Kuchen, Kaffee und Tee, da kann man nicht viel falsch machen.

Diese Einladung schien für meine Kollegen aber eher irritierend zu sein. Keiner hat konkret zugesagt, also habe ich auch nichts mehr verlauten lassen.

Dahingegen werde ich aber oft gefragt, wann man ich denn mal zum Abendessen einlade. Ich entgegne dann ebenfalls: „One day I will invite you for dinner…“.

Wie ich auch schon häufiger gehört habe, scheint der Gastgeber seine Rolle so ernst zu nehmen, dass er sich im Vorfeld unglaublich viele Sorgen macht, es könnte nicht schmecken, nicht gefallen, die Gäste könnten nicht satt werden und enttäuscht nach Hause gehen.

Das hält ihn davon ab, vor allem uns Volunteers einzuladen. Wir sind sicherlich besseres gewohnt aus unseren Heimatländern und wollen lieber chic essen, denkt er.

Wenn sich denn mal eine solche Gelegenheit bietet nehme ich doch selbstverständlich die Einladung zum Braii an – vielleicht bringt mich das etwas näher an die sambische Essenskultur.

Braii ist das afrikanische Pendant zum Barbecue. Meine Frage, was ich denn mitbringen soll, irritiert Idah allerdings. „Anything you want.“…

Aha. Es scheint also auch nicht üblich zu sein, zum Grillen etwas mitzubringen.

Ich, als Saarländer natürlich Grillexperte, bereite ein paar Salate zu und backe einen Kuchen. Man weiß ja nie.

Idah will mich um 14 Uhr zu Hause abholen. Als sie mit Fahrer vorbei kommt, verschlägt es mir fast die Sprache: Sie ist aufgemotzt bis zum Anschlag. Ich, natürlich in Samstags-Nachmittags-Grill-Montur, im Vergleich komplett underdressed.

Irritation löst auch mein Beitrag zum Grillen aus: What did you prepare? Oh! That´s interesting!

Hm. Langsam beschleicht mich das Gefühl, ich habe die Einladung komplett falsch verstanden und wir grillen gar nicht…

Das Girls-Braii findet auf unserem Sports-Ground statt (wir erinnern uns: Dort wird freitags nachmittags auch gesportelt, wenn denn jemand auftaucht).

Daneben gibt es eine Bar, das „Toppers“, aus der schon laute sambische Pop-Musik dröhnt.

Wir setzen uns auf die Mauer davor und warten, wie die Hühner auf der Stange, bis die anderen Girls aufschlagen. Nach und nach trudeln die Mädels ein. Alle wirklich zurecht gemacht, wie zum Samstags-Abend-Clubbesuch.

Es scheinen sich nicht alle zu kennen: Es wird getuschelt und getrascht und von oben bis unten begutachtet. Und die Frau J. mitten drin statt nur dabei…

Als alle da sind, geht´s bei schönstem Samstag-Nachmittag-Wetterchen rein in die dunkle Bar.

Nun beantworten sich auch meine Fragezeichen:

Die Veranstaltung ist ausgelobt von unserem Council und soll als Socialize-Plattform für die Frauen in Kalomo dienen, vor allem die neu zugezogenen. Ein Nachmittag ohne Männer, der Möglichkeit, Probleme mal für einen Moment zu Hause zu lassen und ausgelassen miteinander zu feiern. Eine gute Idee, wie ich finde.

Wie immer erfährt man solche Details nebenbei. Aber daran habe ich mich ja schon längst gewöhnt.

Zum Rahmenprogramm gehören Tanzen, Wetttrinken und Schönheits-Wettbewerb.

Nach den ersten paar Bier werden die Mädels warm und tanzen, was das Zeug hält. Die Muzungu hat natürlich keine Chance, sich dem Ganzen zu entziehen und schwingt ebenfalls das Tanzbein.

Es soll später auch etwas zu Essen geben. Das Braii an sich steht also nicht im Vordergrund.

Glücklicher wäre der Nachmittag verlaufen, wenn es ERST etwas zu Essen gegeben hätte und eine Grundlage für Alkohol geschaffen worden wäre.

Bei 30 Grad und nüchtern zum Trinkwettbewerb aufzufordern, war wohl auch nicht die beste Idee.

Zwei Jungs, die auftragslos vor der Bar rumhängen, werden reingebeten, um als Jury zu fungieren, während die Grazien auf dem Catwalk posieren (zur Celine-Dion-Endlosschleife – bei diesem Programmpunkt entziehe ich mich).

Leider sind die Mädels schon ziemlich angetrunken und ein Streit eskaliert, als der Schönheitswettbewerb nicht so verläuft, wie sich das die ein- oder andere vorgestellt hat.

Die Drittplatzierte, die sich als rechtmäßige Siegerin sieht, geht plötzlich wie eine Furie auf die Erstplatzierte los. Da fliegen mal richtig die Fetzen – wie im Karnevalszelt in Köln-Chorweiler.

Als sie ihren Stöckelschuh als Waffe einsetzen möchte, um auf die andere einzudreschen, greifen die Zuschauer ein. Wer weiß, wie das Ganze sonst ausgegangen wäre.

Im Eifer des Gefechts reißt ihr auch jemand das T-Shirt vom Leib, sodass sie eine Weile barbusig weiterkämpft.

Zwischendurch drück mir jemand das Handy der Kämpferin in die Hand, damit es in den Turbulenzen nicht zu Bruch geht. Schlechte Idee.

Als ich kurzerhand beschließe, den Hühnerhaufen zu verlassen, um noch vor Einbruch der Dunkelheit nach Hause zu verschwinden, fällt mir kurz vor meiner Haustür auf, dass ich ja noch dieses blöde Handy in der Tasche habe.

Was tun? Zwischenzeitlich ist es dunkel geworden, heißt, ich kann aus Sicherheitsgründen die 20 Minuten nicht mehr alleine zum Sportplatz zurück laufen. Das Handy klingelt ununterbrochen und ich habe keine Lust, mitten in der Nacht Besuch von den Kumpels der Dame zu bekomme, die das Handy abholen wollen.

Da ich kein Taxi finde, das mich zurück bringt, rufe ich einen meiner Kollegen an und schildere ihm die Situation. Er kennt zum Glück jemanden, der mich zum Sportplatz bringen kann.

Die Bar ist mittlerweile auch voll mit ziemlich angetrunkenen Typen, die Musik immer noch ohrenbetäubend und die Mädels mittlerweile wieder miteinander versöhnt. Zum Glück.

Ich übergebe das Handy und mache mich wieder auf nach Hause.

Kaum zu fassen, es ist erst 20 Uhr…

Wetttrinken
Drittplatzierte

Gewinnerin (in Gelb)

Sonntag, 12. September 2010

Safety Tips

...ja, so gefährlich kann es hier sein...zum Glück fahre ich kein 4x4 der gehobenen Klasse...
Ich bin ja jetzt bei der Polizei registiert und fühle mich somit unglaublich sicher (falls die Herren nich Mitinitiatoren kleiner Zwischenfälle sind, kann man das auch sein...)



CAR JACKING; SAFETY TIPS


The Zambia Police Service has again advised of an increase in car thefts across the country. We therefore wish to repeat the safety tips we intermittently circulate to all staff, these are as follows;

a) Do not drive in the night unless this is absolutely necessary.

b) If you have an option of vehicles always use low- profile, common sedan vehicles after dusk as opposed to four by fours. The latter are targeted because they can drive off road where the bandits feel safer after an incident.

c) Ensure the entrance to your residence is well lit and if possible paint the wall white. This will help you spot any one waylaying you at your gate.

d) Avoid bushy shrubs, rockeries and potted plants at the gate as these will provide hiding places and ammunition for bandits.

e) Be wary of vehicles that have stopped in close proximity to your entrance. Should you spot one drive past your gate and return later. If the vehicle is still there call the police.

f) You must also be wary of pedestrians carrying objects that are not easily identifiable and in close proximity of your gate as you are about to enter your gate.

g) As you approach your residence ensure that you are not being followed. You can do this by studying the design of headlamps of the car behind you, a good distance from the residence. If the vehicle remains behind you as you approach, drive past your residence and make three to five right turns. If the vehicle is still behind you drive to the nearest police station.

h) Additionally if the car behind you switches off it’s headlamps as you slow down to turn to your residence drive past and apply the simple rules in (g) above.

i) If you must stop while the car is running, at your gate, robots or any other obstruction on the road, allow for sufficient distance to turn and drive off should you notice anything out of the ordinary. The simple rule is if there is a vehicle in front of you stop while you can still see it’s rear tyres.

j) Call your residence ahead of your arrival so that someone opens the gate for you as you approach it. Avoid having to wait outside the gate after night fall as you may tempt bandits who originally were not intending to rob you.

k) Ensure that you use a similar pattern of hooting that is identifiable by your guard or worker who opens the gate for you so that you signal from a distance as opposed to hooting when you at the gate.

l) Do not travel with children after night fall in high risk vehicles unless this is absolutely necessary or unavoidable.

m) If another motorist bumps you lightly in the rear do not stop, go to a safe location such as a filling station, police station or a crowded place where bandits will not be able to brandish their weapons.

n) If any substance is sprayed on your wind shield while your vehicle is in motion do not switch on your wipers as this will smear the substance across your scream and force you to stop whereupon the bandits will attack. Instead drive to a safe area.

o) Plse note that it very is unlikely that bandits will shoot at you or attempt anything while the car is moving as this gives them away and the vehicle becomes of little value to them if damaged. So as long as you are moving there is less likelihood that you will be attached.

p) Should you get caught up in a carjacking do not resist and keep assuring the bandits of your cooperation.

q) Please show these tips to your spouses and dependants who drive.

Paul K. Luo

BSI& FM

9th September 2010

Dienstag, 7. September 2010

Mission Work Permit II

Lusaka

Dienstag, 07. September 2010

Auch so kann es gehen: Mit Elina, unserer Work-Permit-Spezialistin von VSO zusammen zur Immigration, ins Besucherbuch eingetragen, zu Schalter 12 gegangen, fünf Minuten gewartet, Akte plötzlich gefunden (Wichcraft?), Work Permit unterschrieben, Stempel reinbekommen, fertig.

Behörden sind doch überall auf der Welt gleich gestrickt. Institutionen, die nur dazu da sind, den Aggressionspegel in der Bevölkerung auf einem hohen Level zu halten. Und zwar durch ein schier, für den normal Denkenden, nicht durchschaubares, nicht nachvollziehbares und willkürlich System gepaart mit Unfreundlichkeit.

So. Alles wieder gut. Gleich gehts in den Bus und ab zurück in den täglichen Wahnsinn Kalomos.

Montag, 6. September 2010

Mission Work Permit

Lusaka

Lusaka

Montag, 08. September 2010

Nun ja. Heute Morgen habe ich versucht, meine Arbeitserlaubnis bei der Immigration abzuholen. Von VSO habe ich klare Instruktionen bekommen, wie ich vorgehen soll: Erst ins Besucherbuch eintragen, dann direkt zum Schalter 12 gehen, Referenznummer vorzeigen, Dokument in Empfang nehmen, unterschreiben, fertig.

So ist es dann wirklich abgelaufen: Gleich morgens früh nach Öffnung ins Besucherbuch eingetragen, direkt zum Schalter 12 gegangen, gewartet, bis der junge Mann mich eines Blickes würdigt, mein Anliegen vorgetragen, wieder gewartet, bis der junge Mann ein Privatgespräch beendet hat, wieder mein Anliegen vorgetragen, müden Blick eingefangen, nein, keine Arbeitserlaubnis da, soll in Buch gucken, welches Buch denn?, Buch beim Eingang, 2 Stunden damit verbracht, in einem von 7 fledderigen Büchern meinen Namen zu suchen, kein alphabetisches o.ä. System erkennen können, ständig umringt von  mind.10 anderen Buchcheckern,  Namen nicht gefunden, wieder gefragt, was ich denn jetzt tun solle, wieder müden Blick geerntet, nicht zuständig - zum Schalter 12 gehen, vor Schalter 12 mittlerweile riesen Schlange, dicken Hals bekommen und abgedampft.

Dann dachte ich mir: Gehste doch mal die paar Meter zur Deutschen Botschaft, sagst Hallo und gibst bei der Gelegenheit den Antrag ab, in die "Deutschenliste" (heißt wirklich so!) aufgenommen zu werden.
Ich habe auch schön aufgemalt, wo in Kalomo sich mein Haus befindet. Im Falle einer Evakuierung wäre es gut, wenn man mich auch in Kalomo findet: Vor der Tanke rechts, dann wieder links, nach 50 Metern auf der linken Seite, da wo ein neuer Graszaun steht.

Aber auch hier Pustekuchen. Vor Alcatraz teilte mir dann mit, dass ich ein ernsthaftes Anliegen haben muss, um in die Botschaft eingelassen zu werden. Einfach rein spazieren und ein paar Zettel abgeben? Nein. So geht das hier nicht. Dann könnte ja jeder kommen.

Dann habe ich versucht, ein Busticket für den Nachtbus zurück nach Kalomo zu ergattern. Oh, sorry! Die Ferien sind zu Ende gegangen. Alle Schüler fahren kreuz und quer zurück in ihre Internate. Es gibt erst wieder Dienstagnachmittag eine Möglichkeit, aus Lusaka rauszukommen. Ach, auch egal.
Ich versuche einfach morgen wieder mein Glück. Jetzt gehe ich erst mal ins Paralleluniversum shoppen, um mich wieder zu beruhigen.