Donnerstag, 30. September 2010

National Conference and Threats

Lusaka, 30. September – 01. Oktober 2010-10-04

VSO National Conference,
IE9 und
Tücken des Ticketkaufs

Zwei Tage Konferenz, zwei Tage volles Programm, Workshops, Vorträge, Treffen aller Volunteers und vor allem „Großstadtfeeling“.

Lusaka stresst mich jedes Mal: Ab Ankunft habe ich immer mindestens 1000 Dinge zu erledigen, wovon aber meist nur 50% klappt. Warum? Weil ich mir jedes Mal zu viel vornehme.

Dieses Mal habe ich einige Rückerstattungen für meinen Graszaun mit VSO zu klären, möchte zur Bank, will die üblichen Up- und Download-Geschichten für den Blog über die Bühne bringen, Leute treffen, Freunde verabschieden, Zugabfahrtzeiten in Erfahrung bringen, Bücher kaufen and so on and so on…

Eine kardinale Fehlentscheidung macht mir von Beginn an einen Strich durch meine Up- und Download- und damit meine Blog-Pläne: Ich habe irgendwann nachts, als ich nicht schlafen konnte, einen Artikel über den neuen Internet-Explorer im Spiegel gelesen (natürlich auf meinem mini Handy-Display im Dämmerzustand) und mir gedacht: Den lädst Du Dir gleich nach Release runter. Dann bin ich noch besser gegen alle fiesen Angriffe sambischer Würmer und Trojaner geschützt.
Gesagt getan: Raus aus dem Bus, rein ins VSO-Office (hier können wir umsonst ins Internet), den Rechner angeschlossen und den „IE9“ runtergeladen.
Dank meines breiten, nicht vorhandenen IT-Wissens habe ich nicht gecheckt, was es heißt, eine „BETA-Version“ runterzuladen. Nämlich, dass es sich dabei um eine Version voller Bugs handelt.
Die nächsten drei Tage habe ich mich jedes Mal gewundert, warum ich plötzlich nicht mehr auf meine Mails zugreifen kann und der Blog jedes Mal abstürzt, sobald ich auch nur ein Wort ändern möchte. Langsam war´s auch.
Ich bin fast durchgedreht, bis ich dann am letzten Lusaka-Erledigungstag endlich mal auf die glorreiche Idee gekommen bin, dass all meine Probleme durch den neuen Explorer verursacht werden könnten. Zeit, noch etwas im Internet zu erledigen, hatte ich zu diesem Zeitpunkt natürlich keine mehr. Zumindest konnte ich mir noch im Eilverfahren (als alle schon im Auto auf mich gewartet haben), den Firefox runterladen. Sonst hätte ich mich in Kalomo für den Download wieder tot bezahlt.
Beim nächsten Mal heißt es für mich: Augen auf beim Downloaden neuer Programme. Und: Wer lesen kann, ist klar im Vorteil.
Mittlerweile bin ich mir aber auch sicher: Eine höhere MTN-Macht (Witchcraft?) zwingt mich durch perfide Methoden dazu, mein ganzes Geld für Rubbel-Karten (Scratch Cards) auszugeben, damit ich nur zu Höchstpreisen das Internet nutzen kann. Anders lässt sich das alles nicht mehr erklären. Denn immer, wenn ich die Möglichkeit habe, das Netzt umsonst oder spottbillig zu nutzen, funktioniert irgendwas nicht.
Wer hierzu nutzdienliche Hinweise oder ähnliche Erfahrungen gemacht hat, bitte melden. Wir müssen der Sache auf den Grund gehen.


Wann bitte geht der Zug nach Dar es Salam?
Meine nächste Lusaka-Mission war, herauszufinden, ob am 24. Dezember ein Zug von Sambia/Kapiri Mposhi nach Tansania/Dar es Salam operiert.

Der Plan ist es nämlich, Silvester auf Zanzibar zu feiern und ich habe den wahnsinnigen Entschluss gefasst, den Freitags-Zug – also den „Heiligabendzug“ zu nehmen und Weihnachten einfach mal im Zug zu verbringen.

Der Tazara-Express operiert nur zwei Mal wöchentlich und braucht ca. 50 Stunden bis nach Dar es Salam. Man muss fast davon ausgehen, dass er irgendwo auf der Strecke einfach mal ein paar Stündchen liegen bleibt oder 11 Stunden später los fährt. Dafür ist die Landschaft, durch die er fährt, fantastisch und ich liebe Zug fahren.

Seit die Chinesen im letzten Jahr wieder ein paar Milliönchen in die Zuggesellschaft gepumpt haben, um vor der totalen Pleite zu retten (3/4 der Loks waren mittlerweile defekt und die Abteile ziemlich heruntergekommen, die Gleise in marodem Zustand), läuft´s wieder einigermaßen mit dem Tazara-Express. Es gibt sogar eine vernünftige Homepage UND ein Office in Lusaka, nahe dem Busbahnhof.

In meiner unglaublichen Naivität dachte ich mir: Schaust Du doch mal im Tazara-Büro vorbei, fragst einfach mal nach und - im besten Fall - machst eine Reservierung für den 24.12. klar.
Ich bin aber schon am Parkplatz vom Security-Guard abgefangen worden, der mir mitteilte, dass das Büro aktuell geschlossen sei. Warum? Die einzige Angestellte und „Frau in Charge“ für Informationen und Buchungen ist im Urlaub. Sie kommt erst am 6.10. zurück. Und dann ist das ganze Büro geschlossen? Spuky!
Sein Tip: Fahr doch direkt nach Kapiri Moshe und kauf Dir dort Dein Ticket! Mhm. Klar. So mach ich´s. Kapiri ist ja nur 4-5 Stunden von Lusaka entfernt. Ein Katzensprung, um ein Zugticket zu kaufen, für einen Zug, bei dem ich nicht mal weiß, ob er überhaupt fähr!
Aber, wie das ja immer so ist in Zambia, habe ich abends einen netten, mir bis dato unbekannten Herrn in meinem neuen Lieblingscafé MINT getroffen, der ZUFÄLLIG die Nummer der Dame hatte!
Ist das zu fassen? Ich rufe sie in den nächsten Tagen an, um meine einzige kurze Frage zu stellen:
„Können Sie mir sagen, ob am 24.12. ein Zug fährt“?



Aber nun zu meinem Hauptthema: Die VSO-Konferenz.

Unser VSO-Treffen war in zwei Großveranstaltungen unterteilt:
Der Sektor-Workshop und die VSO Zambia National Conference.
Im Sektor-Workshop haben sich die Volunteers aus den einzelnen VSO-Schwerpunkten getroffen, Updates erhalten und über ihre Placements diskutiert. Untergebracht waren wir auf dem Uni-Campus im Commonwealth Youth Center – Ein „solala“- Guesthouse mit z.T. ziemlich heruntergekommenen Zimmern.

VSO operiert in Sambia in drei Sektoren: Secure Livelyhood, HIV/Aids und Governance.
Ich selbst arbeite im Sektor „Governance“, im Local Governement.
Jeder war im Vorfeld busy, eine Präsentation zu einem Thema vorzubereiten, das zum jeweiligen Tätigkeitsfeld passt und einen Mehrwert für alle darstellt.
Mein Thema, surprise surprise, handelte sich natürlich um Human Resources Management und die Herausforderungen, unter gegebenen Bedingungen, eine Policy zu kreieren.

Im Workshop haben wir auch mehr über neue strategische Ausrichtung von VSO erfahren.
Eine der größten Veränderungen wird sein, dass VSO seinen Partnern keine „Gratis-Volunteers“ mehr zur Verfügung stellt. Die Partner sollen zukünftig dazu angehalten werden, einen finanziellen Beitrag zu leisten. Ich persönlich begrüße diese Entwicklung sehr, da dies m.E. stärker auf eine Wertschätzung unserer Arbeit abzielt und sich unsere Projektverantwortlichen viel mehr um einen effizienten Einsatz bemühen werden.
Auch VSO muss im Vorfeld viel genauer selektieren, mit welchen Kooperationspartnern zusammengearbeitet wird und muss die Placements besser Monitoren.
Diese neue Entwicklung ist nicht zuletzt auf die weltweite Wirtschaftskrise zurückzuführen. VSO musste auf viele Spendengelder verzichten und hat strenge Auflagen bekommen, wie und wofür Geld auszugeben ist. Da VSO seinen Hauptsitz in GB hat, Mitarbeiter und Volunteers aber überall auf der Welt operieren und üblicherweise in Pfund bezahlt werden, musste man auch hier massive Verluste aufgrund des schwachen Kurses in Kauf nehmen.

Am nächsten Tag hatten wir unsere  Volunteer Conference in einem Konferenz-Hotel (fast wie zu Hause).
Es gab z.T. sehr gute Gastvorträge zu den Themen:
-          Leadership in Zambia
-          2011 Elections in Zambia (wozu ich in einem der nächsten Blog schreiben werde)
-          Income generating activities for NGO´s
-          UK Aid-Plans for development in Zambia (UK Aid ist mit mehreren Millionen Pfund eine der größten NGO, die Sambia in diversen Gebieten unterstützt)

Im Anschluss an die Gastvorträge gab es kleine Arbeitgruppen, zu VSO-spezifischen Themen.
Und immer wieder die Diskussion über unsere Rolle in den Placements: Fast alle besetzen wir eine volle Position, anstatt Kapazitäten zu bilden und Wissenstransfer sicher zu stellen. Es wurden wieder klare Signale an VSO Zambia ausgesandt, endlich sorgfältiger Placements und Kooperationspartner auszuwählen und unserem Mission Statement nach zu kommen: „Sharing Skills, fighting poverty“.

Fazit der beiden Tage: Eine bereichernde und interessante Veranstaltung für uns alle.

Abends haben wir es uns bei unserem Lieblings-Inder „Mahak“ und in dem neuen und stylishen Mint gut gehen lassen.
Und mit einigen Erledigungen war ich dann auch erfolgreich: Ich habe tatsächlich noch einen der letzten Lonely Planets für Tansania ergattern können, habe alle Materialien für unsere Toga-Party gekauft und meine Konto-Nummer in Erfahrung bringen können.

Unsere VSO-Gruppe:

Indisch bei Mahak...


...und Europäisch bei Mint

...zwischendurch ein bißchen Konferenz