Freitag, 19. November 2010

This train comes from the bush

Livingstone, 19. November 2010

Leider können wir dem World Toilet Day nicht bis zum Schluss beiwohnen. Wir müssen weiter nach Livingston – unser kurzes Touristenprogramm lässt nicht die geringste Planabweichung zu.

In Livingstone angekommen, geben wir erst unser Gepäck in gewohnter Manier bei Shoprite ab („Gepäckaufbewahrung nur für die Dauer des Einkaufs“…), um dann gleich unseren kleinen Stadterkundungsspaziergang in der Mittagshitze bei ca. 40 Grad zu starten.

Eigentlich ist es mein Plan, Sascha den quirligen „Chacoalmarket“ zu zeigen. Da ich den Weg aber nicht mehr genau in Erinnerung habe, landen wir durch Zufall am Livingstoner Hauptbahnhof.

Von weitem können wir schon sehen, dass gerade ein Zug einfährt. Aber was für einer. Ich habe ja schon viele schäbbelige Züge gesehen und musste auch schon in dem ein- oder anderen ein paar Stündchen ausharren (die Sagrotanflasche fest umklammert) – aber was wir hier zu sehen bekommen sprengte all unsere Vorstellungskraft.

Lass´ Bilder sprechen:






Zudem kommen aus einem Holzverschlagwaggon fast menschenschreiähnliche Geräusche. Was das wohl sein mag…
Tiere! Schweine, Ziegen, Kühe, alles schön auf engstem Raum zusammengepfercht. Kein Wunder, dass die Ziegen aberwitzige Laute von sich geben. Die können gar nicht anders.

Ein freundlicher Bahnangestellter (Railway of Zambia – RZA– der Name ist Programm) kommt uns entgegen.

Hey guys! Where´re you off to?
Well, we were just wondering where this train comes from.
Oh, this train comes from the bush!
From the bush??
Yes, straight from the bush!
Aha. Any specific place?
No! Just from the bush.
Ok…?

Wir brauchen eine längere Denkpause

And what´s about the animals? Making strange noise, though.
Ah, the animals, you mean.
Yes.
Yeah, they make this noise sometimes.
Aha. Do you think they might need some water and food?
Yes.
And?
What?
Do you provide something?
No – but they are very thirsty.
Yes. Why are you not putting some water in the stall?
No, not our business.
But they could die.
Yes, they do sometimes…
Really?
Sure! (ausgesprochen: schuur!) See, sometimes they even behave like this (reißt zu Demonstrationszwecken weit die Augen auf und schüttelt apathisch den Kopf). When they become funny like this, I tell you my friend, it doesn´t take long anymore.
Aha. And?
Nothing. I mean, than we struggle to get them out there. A big mess, I tell you, sista!
And the owner?
Ah, the owner doesn´t even care. Sometimes doesn´t even come to pick the livestock.
But they lose money!
Sure. Sure. You know these people from the bush!

Weder Sascha noch mir fällt dazu Weiteres ein. So isset eben. Wiederhören.

Auf dem Charcoalmarket ist heute Nachmittag leider nicht viel los. Dafür werden wir aber Augenzeuge eines chinesisch-sambischen Joint-Ventures: Hinter einem Baum steht ein schwerer neuer Benz, ein paar Sambier drum herum und in der Mitte ein kleiner chinesischer Mann, der mit einer Karte rumfuchtelt.

Als wir abends mit ein paar Freunden die Erlebnisse des Tages im Royal Livingstone bei einem kalten Bierchen verarbeiten, klärt uns Christian darüber auf, dass Chief Mukuni neuerdings einen Kronprinzen hat. Einen schwerreichen Chinesen, der ihm aktuell das ganze Land abschwatzt. Gegen entsprechende monetäre Zuwendung natürlich. Und so ergibt wieder alles einen Sinn. Der Zug, die Tiere, das Leben, - einfach alles. Sure! Äh, hold on - standen da gerade Zebras direkt hinter uns in unmittelbarer Nähe?

Ach, Sascha, mit Dir erlebt man immer Sachen! Großartig!