Montag, 11. Oktober 2010

Letzer Arbeitstag - vorm Urlaub

Mein Chief und David, ein anderer VSO-Volunteer - HIV/Aids Adviser aus Mazabuka

...nach unserem HIV/Aids-Workshop













Kalomo, Montag, 12. Oktober 2010

Letzter Arbeitstag vorm Urlaub

…und es ist wieder mal einer dieser Tage, an dem im Council alles drunter und drüber geht…
Am Wochenende habe ich die Mitarbeiterbefragung ausgewertet und mit der Interpretation der Daten begonnen. Denn der C.S. möchte die Ergebnisse gerne noch vor meinem Urlaub sehen.
Alles, was ich sonst mit ihm vereinbart habe, hat mal wieder nicht geklappt: Keine Appraisals, keine Weiterentwicklung des Urlaubssystems, kein Management-Meeting. Dann wenigstens die Mitarbeiterbefragung…

Mittlerweile hat mich Basil von der gtz gefragt, ob ich mein HR Audit auch auf die anderen Focal-Councils (Sinazongwe, Mazabuka und Monze) übertragen könnte. Da sage ich natürlich nicht nein – spannende Herausforderung, auch wenn mir ein wenig die Zeit davon läuft. Dazu plant er ein Meeting mit allen Verantwortlichen nach meiner Rückkehr. Ich bin gespannt.
Ich bin um 10 Uhr mit dem C.S. verabredet – und tatataaaaa: Er hat natürlich keine Zeit – was ich mir schon gedacht habe, als ich die Schlange Wartender im „Vorzimmer“ gesehen habe.
Ich muss einmal tief durchatmen und widme mich stattdessen der Stellenbeschreibungen, die ich auch noch schnell für alle Departments fertig gemacht habe.
Ich möchte einige To Do´s an Milambo, meine Bürogenossin übergeben. Ich konnte den C.S. mittlerweile davon überzeugen, dass sie mehr Verantwortung für HR bekommt und habe ihre Job Description entsprechend umgestrickt und erweitert. Einige ihrer Aufgaben möchte ich gerne an einen anderen Administration Officer übergeben, der sich die Hälfte des Tages zu langweilen scheint.

Als ich Milambo in der Confrerence Hall treffe, ist sie ganz aufgelöst: Man hat ihr eben mitgeteilt, dass sie morgen früh zur „Voter´s Registration“, irgendwo in einen entlegenen Winkel des Districts aufbrechen muss. Das heißt für sie: Schulung im Schnelldurchlauf, packen für 1,5 Monate und noch schnell alle Freunde und Verwandte informieren.

Nächstes Jahr sind Parlamentswahlen in Sambia. Seit Anfang des Jahres reisen sog. mobile Voter´s-Registration-Teams durchs Land, um Wähler zu registrieren.
Kalomo hat die Vorgabe, 30.000 Menschen zu erreichen zum Registrieren zu motivieren.
Da zum Stichtag 30.09. nur 13.000 Registrierungen vorgenommen werden konnten, wurde die Frist bis Ende November verlängert und die Personaldecke noch einmal aufgestockt.
Der C.S. ist für unseren District der hauptverantwortliche Koordinator für die Registrierungsaktion und entsprechend eingespannt.
Gefördert und gesteuert wird die Voter´s Registration von  UN und EU, die auch das entsprechende Equipment zur Verfügung stellen.
Alle Registrierungseinheiten sind mit einem Laptop, Kamera, Fingerabdruckscanner, Farbdrucker und Satelliten-Netzzugang (mit Verbindung zu einem Zentralrechner) ausgestattet. So stellt die UN sicher, dass die in den PC eingegebenen Daten nicht mehr manipuliert und keine Doppelregistrierungen vorgenommen werden können.
Der District wurde in mehrere Segmente eingeteilt, sodass auch sehr abgelegene Gebiete durch die Teams erreicht werden können. Für die Teams bedeutet dies, mehrere Wochen in den Rural Areas zu verbringen. Teilweise gibt es dort tagelang kein Strom, was den ganzen Prozess zusätzlich lähmt.
Zudem ist es nicht ganz einfach, die Bevölkerung von der Notwendigkeit der Registrierung zu überzeugen. Was z.T. an unzureichender Bildung, fehlendem Vertrauen und Angst vor Registrierung liegt.
Jeder registrierte Wähler bekommt eine Voter´s Card, eine ID mit Foto, Fingerabdruck, Unterschrift, körperlichen Merkmalen und Geburtsdatum. 

Voter´s Registration hin oder her:  Sie macht auf jeden Fall einen gewaltigen Strich durch meine Rechnung: Ich kann Milambo nichts übergeben und alles wird bis nach meinem Urlaub liegen bleiben.

Den Chief brauche ich gar nicht erst zu fragen – er ist aktuell komplett überfordert. Er hat mir heute Morgen einen Brief des Ministeriums überreicht, in dem es heißt, das Council müsse bis Ende des Monats eine Gehaltsüberprüfung aller Mitarbeiter durchführen, und einen Antrag zur Besetzung vakanter Stellen abgeben. Seit Wochen renne ich ihm hinterher, die Daten schon mal aufzubereiten, da ich mir schon gedacht habe, dass das Ministerium früher oder später aktiv werden wird. 
„Warum hast Du mir das Schreiben nicht früher gezeigt?“, frage ich ihn. Nun, der Brief ist aus Versehen irgendwie in der Registry gelandet, dort erst mal liegen geblieben, bis er dann am Morgen bei ihm angekommen ist. Jetzt ist er natürlich in Panik – eine Gehaltsüberprüfung hat er noch nie durchgeführt, ich bin erst mal für vier Wochen im Urlaub, Milambo bis 30.11. im Busch. Vorbereitet ist selbstverständlich noch nichts.

Am Mittag fällt dann noch der Strom für ein paar Stunden aus, sodass ich auch nicht an der Interpretation der Daten aus der Mitarbeiterbefragung weiter machen kann. Egal. Ich nutze die Zeit, mich von allen Kollegen zu verabschieden – alle sind sehr sehr süß, fragen, wo es denn genau hingeht, dass ich gut auf mich aufpassen soll und mich alle vermissen werden. Ehrlich gesagt werde ich auch alle vermissen – es sind mir doch irgendwie alle sehr ans Herz gewachsen.