Freitag, 20. August 2010

Angekommen


Wann stellt man fest, dass man im Alltag Sambias, oder besser gesagt, Kalomos angekommen ist?


- Man wundert sich nicht mehr, dass man nicht zuerst nach dem Namen, sondern nach seiner Religionszugehörigkeit gefragt wird. Und man hört auf, über Sinn und Unsinn dieser Frage nachzudenken. Kapitulationsantwort: „I´m Catholic – and what religion are you?“

- Man fängt sogar an, sich mit den Zeugen Jehovas über den einzigen und allmächtigen Herrn, das ewige Himmelreich und the "bad evil" zu unterhalten, wenn sie täglich vor der Haustür stehen.

- „Hello!“. „Oh, thank you, thank you, I´m just OK.”

- Man erscheint nicht mehr pünktlich zu Meetings und wundert sich auch nicht mehr, wenn diese plötzlich angesetzt aber auch wieder abgesagt werden.

- “What have you had for lunch?”, “Nshima!”

- Mein VSO-Kollege hat einen Motorradunfall, robbt sich mit offenem Unterschenkelbruch durch den Straßengraben, bis er endlich Handy-Empfang hat, um jemanden um Hilfe zu rufen. Erste Reaktion aller aufgeregten Dorfbewohner am Unfallort: „Oh, sorry, sorry Mister!“.

- Man fängt an, Cola Light zu trinken – sogar normale Cola, weil es in Meetings oder im Bus eben nichts anderes gibt.

- Man bricht in „Panik“ aus, wenn jemand in die große Stadt fährt und schreibt ihm/ihr eine große Einkaufsliste.

- Genau so bricht man in Panik aus, wenn im Frische-Regal des Spar-Markets nur noch ein Salatkopf (alternativ: Käse) liegt und gerade jemand anderes danach greift. Man weiß nämlich nicht, wann a) die nächste Lieferung kommt b) wann man selbst das nächste Mal in die nähe eines größeren Supermarktes kommt.

- Wenn man, wie selbstverständlich, nicht mehr von Kwacha, sondern von „Pin“ spricht und mit den Millionen klar kommt.

- Wenn man realisiert, wirklich als allereinziger Müll in Mülltonnen zu werfen und diesen nicht verbuddelt oder verbrennt.

- Wenn man fast alltägliche Stromausfälle gelassen hinnimmt - außer, man hat die Lampe nicht vernünftig aufgeladen oder die Streichhölzer verlegt.

- Wenn man es aufgegeben hat, wg. des allgegenwärtigen roten Sandes schwarze Schuhe anzuziehen oder diese alle 5 Minuten zu putzen.

- Wenn man es aber auch aufgegeben hat, selbst zu bügeln, da Bügelservice für 10.000 Kwacha (1,50 Euro) angeboten wird

- Wenn man auch aufgegeben hat, zu erklären, dass man kein "Native-Speaker" ist und nicht alle Europäer Englisch sprechen, sondern die ein-oder andere Vokabel selbst noch nachschlagen muss.

- Wenn man das Giftspray immer parat hat, um kleine Viecher zu töten

- Sich am Telefon nur noch im Telegramm-Stil unterhält –„Sorry, I have no Talktime“

- Jeden Shopbesitzer persönlich kennt und dieser schon weiß, was man gerne möchte und es auf einmal auch fettarmen Joghut zu kaufen gibt.

- Generell gelassener ist, wenn etwas nicht klappt oder sehr lange dauert.