Kalomo – Choma
Donnerstag, 01.7.2010
Chefsache?
Aufregend – heute Morgen habe ich den lange herbeigesehnten Gesprächstermin mit Herrn Mungalu, meinem Chef.
Als ich pünktlich um 9 Uhr in seinem Büro aufschlage, hat er leider keine Zeit für mich. Wie schade! Er lässt mich aber noch wissen, wann es ihm am besten passt.
Komisch – langsam habe ich das Gefühl, er drückt sich davor, sich mit mir zu unterhalten.
Genug Amtsmaterial zu lesen habe ich ja. So wird mir wenigstens nicht langweilig.
Kurze Zeit später steht John, mein Mitbewohner und VSO-Mitstreiter, in meinem Büro, um mich wissen zu lassen, dass wir gleich zusammen mit Herrn Mungalu nach Choma fahren. Dort möchte er mich seinem Konterfei und anderen Mitarbeitern der Stadtverwahltung vorstellen. Aha.
Es vergeht dann doch wieder über eine Stunde, bis es los geht. Mir ist immer noch nicht klar, was genau mein Chef in Choma plant.
Ihm offensichtlich auch nicht: Wir irren eine Weile in der Stadtverwaltung Chomas herum, um festzustellen, dass außer dem Finanzdirektor niemand im Haus ist. Dieser bittet uns kurzerhand in sein Büro und fragt nach dem Anlass unseres Besuches. Ich falle fast aus allen Wolken, als Herr Mungalu daraufhin meint, wir seien hier, weil ICH ein paar Fragen zum HR-System in Choma hätte. Davon war mir bis dato nichts bekannt und da ich doch ziemlich perplex bin und wirklich nicht weiß, was ich den netten Herrn so vollkommen unvorbereitet fragen soll, schweigen wir eine Weile peinlich vor uns hin.
Nach dieser doch sehr seltsamen Aktion führt uns der Finanzdirektor zu unseren zwei VSO-Kolleginnen, die schon seit einer Weile als Stadtplanerinnen in Choma aktiv sind. Herr Mungalu hat noch ein paar wichtige Geschäfte in der Stadt zu erledigen und holt uns hier später wieder ab.
Rose und Cate sind auch verblüfft, als wir plötzlich in der Tür stehen. Vor allem habe ich gestern Abend erst eine Mail an alle Volunteers in der Umgebung gemailt und mich als „Neue“ vorgestellt. So natürlich auch bei Rose und Cate. Dass es zu einem so schnellen persönlichen Kennenlernen kommt, hätten wir natürlich nicht erwartet.
Rose, eine Engländerin in den besten Jahren, ist bereits seit anderthalb Jahren für die Stadtverwaltung in Choma tätig und hat schon so ziemlich alles erlebt, was man hier erleben kann. Sie war über unsere Geschichte gar nicht verwundert und hat nur den Kopf geschüttelt: „Take your time. Get first settled and start asking about his family. Don´t expect too much.” Diesen Satz höre ich eigentlich von jedem, der jemals hier tätig war…
Rose hatte schon das ein oder andere Tief und sich dabei immer wieder gefragt, was sie eigentlich in diesem chaotischen System macht. Offensichtlich hat sie sich aber immer wieder aufgerappelt.
Cate ist eine 30-jährige Holländerin, die ebenfalls für Randstad (Yard) arbeitet. Sie ist ebenfalls Stadtplanerin und seit 4 Monaten in Choma für VSO am Start. Auch sie kann so schnell nichts mehr erschüttern. Rose und Cate wohnen nach einigen Irrungen und Wirrungen mittlerweile zusammen in einem Haus und teilen sich ihre Sorgen und Erlebnisse.
Wir nutzen die Zeit, um uns lustige Geschichten zu erzählen und gehen dann natürlich – wohin auch sonst – zu unserem geliebten Spar-Markt. Rose hat vor Kurzem ein Café ausgemacht, wo wir anschließend noch einen richtigen Café Latte genießen. Nach ausgiebigem Kaffeeklatsch geht’s für John und mich und Herrn Mungalu wieder zurück nach Kalomo.
Zur Feier des Tages fällt Punkt sechs der Strom aus, gerade, als ich angefangen habe, Tomaten für eine Soße zu schnibbeln. Dann gibt’s halt morgen Spaghetti.
Zum Glück hat ein weiser Mensch die aufladbare Lampe erfunden. So kann ich wenigstens mein neues Buch „Ach Afrika“ von Bartholomäus Grill, einem Zeit-Redakteur, beginnen, auf das ich mich schon die ganze Zeit freue.
Gerade habe ich einen Bericht eines deutschen Missionars in Zambia zu Ende gelesen, der in den Achtzigern in der Copperbelt-Region tätig war. Sehr amüsant, da sich die Geschichten, die man hier erlebt, doch sehr ähneln.