Kalomo
Samstag, 17.07.10
Umzugstag und Besuch der Zeugen Jehovas
Komisch. Eigentlich bin ich u.a. nach Afrika gekommen, um mein Leben mal ein bisschen zu Entschleunigen und von der inneren Ruhe der Afrikaner zu profitieren.
Aber nichts ist. Seit ich hier bin, ist jeden Tag Programm. Irgendwas mache ich falsch.
Um 10 Uhr steht der Pickup der Keep Kalomo Clean-Brigade vor unserem Tor. 20 Minuten später ist alles schon in meinem neuen Haus verstaut.
So kann ein Umzug auch laufen: Keine 10 Angebote von Umzugsfirmen nötig, keine Brigade von Freunden an einem heiligen Samstag oder Sonntag einberufen, um schuldbewußt Schlepphilfe in Anspruch zu nehmen.
Nein, einfach nur einmal den Vorarbeiter angesprochen und schon sitzen 7 Leute auf der Ladefläche des Pickups bereit, um mitanzupacken.
Wirklich viel umzuziehen gab es nicht: VSO stellt und eine Sesselgarnitur, einen Tisch, Stühle, kleinen Ofen, eine Box mit den wichtigsten Küchenutensilien, Bett, Matratze und Kühlschrank bereit. Eben alles, was man für eine Grundausstattung braucht.
Der Schreiner war mittlerweile auch da und hat sein wackeliges Werk vollbracht. Natürlich schließen die Kanten nicht mit der Spüle ab (hätte mich auch stark gewundert) und ein leichtes Gefälle hat er auch mit eingebaut. Macht nur das Schnippeln ein bisschen spannender – mehr nicht.
Home, sweet Home, sag ich da nur!
Nachdem ich alles soweit verstaut habe, ziehe ich erst mal los, einen Spiegel und ein paar Schrauben fürs Moskitonetz zu besorgen.
Als ich wieder zurückkomme, traue ich meinen Augen nicht:
Da steht doch tatsächlich ein Jünger der Zeugen Jehovas mit dem Watchtower vor meiner Tür! Jetzt reisen mir die Jungs auch noch bis Afrika hinterher!
Wenigstens lässt sich der adrett gekleidete junge Mann problemlos abwimmeln, sodass ich endlich mit meiner nachmittäglichen Putzaktion starten kann.
Nein! Kollege Geysir spuckt kein warmes Wasser aus! Das ist kein gutes Zeichen. Stromcheck: Strom fließt. Aber nicht zum Geysir.
Also mal wieder The Landlord kontaktieren.
John kommt vorbei, um mir beim Aufhängen des Moskitonetzes und dem Anbringen einer Drahtkonstruktion in meinem „Ankleidezimmer“ zu assistieren.
Irgendein dickes langes Viech fliegt dabei geradewegs auf mich zu und sticht mich doch tatsächlich mit seinem Riesenstachel in den Unterarm! Fühlt sich an, als hätte mir jemand eine Stricknadel in die Haut gerammt! Was zum Teufel lebt hier unten alles?
John, als „Einheimischer“ besser vertraut mit den afrikanischen Gefahren, meint nur: „Sei froh, dass Dich der Stecher nur gestreift hat. Sonst würdest Du jetzt hier liegen und vor Schmerz weinen!“. Na dann bin ich ja nochmal mit dem Schrecken davon gekommen, wa?
Ah, alles blitzt und ist sauber! Hier werde ich mich richtig wohl fühlen!