Choma – Kalomo
Freitag, 16.07.2010
Wenn der Tag schon scheiße anfängt… und: Et is noch immer joot jegangen…
Schlecht geschlafen. Wieder die ganze Nacht kettenrauchermäßig gehustet.
Da ich um 9 Uhr in Kalomo sein muss, habe ich am Vortag Mr. Mainza gefragt, mich mit zurück nach Kalomo zu nehmen.
Heute habe ich nämlich eeendlich einen Termin beim C.S., um meine Pläne für das HR-Audit abzusegnen. Wir erinnern uns: Er hat eigentlich nie Zeit… Beerdigungen, wichtige Meetings, noch wichtigere Meetings – immer kommt etwas dazwischen…
Ich habe noch den ganzen Abend an einer Präsentation gearbeitet, damit ich ihm kurz und knapp meine Ideen auf den Punkt präsentieren kann, für den Fall, dass er nach 10 Minuten plötzlich aufbrechen muss.
Mr. Mainza ist übrigens der nette Procurement-Manager, der sich auch um meine Vorhänge gekümmert hat (diese hängen im Übrigen schon an den Fenstern!).
Um Punkt 7:30 Uhr geht’s los, nach einem Zwischenstopp an einer Tanke (die neben dem Spar-Markt – für alle Ortskundigen Blog-Leser). Und schon ist es passiert: Ich will mir noch eine Telefonkarte kaufen, lasse mein Handy kurz auf dem Autositz liegen und weg ist es.
Ich fasse es nicht! Ich habe doch nur 2 Sekunden nach Geld gekramt!
Katastrophe! Alle Nummern weg. Hoffentlich kommt niemand auf die Idee, sich über mein Zanako-Konto herzumachen. Alle Daten hierzu wurden mir irgendwann per SMS geschickt. Klarer Nachteil des Lachsen Umgangs mit Kennwörtern hier…
Nutzt alles nichts, wir müssen los. Während ich im Auto meinem Handy und all seiner Inhalte hinterher trauere, gerät unser Auto ins Schlingern. Reifenpanne…
Oh no! Mr. Mainza hatte so etwas wohl schon geahnt und ist nur noch max. 50 km/h gefahren. Da er nicht gerade zu den kommunikativsten Menschen zählt, habe ich gar nicht erst gefragt, warum wir über die Schnellstraße kriechen.
Zum Glück hat er im Kofferraum ein ganzes Ersatzreifenarsenal, sodass wir nach 10 Minuten wieder „volle Fahrt“ (30 km/h – der Ersatzreifen hat kein Profil mehr…) aufnehmen können.
Zwei Minuten vor 9 schießen wir vorm Council ein. Ich habe tatsächlich Schweißperlen auf der Stirn.
Nur nicht zu spät zu diesem Termin!
Worst case scenario: Der C.S. ist nicht mehr im Haus!!! – Wie kann es anders sein: Ein plötzliche Einberufenes Meeting in Zimba hat ihn zum Aufbruch gezwungen.
Jetzt ist alle vorbei: Ich bekomme die Vollkrise! Wie kann das sein! Schließlich hat er mir den Termin hoch und heilig zugesagt. Nicht, dass ich ihn noch schriftlich über die Inhalte informiert hätte und er nicht wüsste, dass ohne sein Committent gar nichts läuft! Und diese Hetzerei und deshalb auch das Handy verloren! Ich schleppe mich krank hierher, überstehe eine morgendliche Katastrophe nach der anderen und dann sowas.
Resigniert lasse ich mich erst mal auf meinen Bürostuhl fallen.
Aber, wo Dunkel, da auch Licht (oder wie war das?): The Landlord ruft an: „Komm schnell! Der Elektriker ist endlich aufgetaucht und gerade dabei, den Geysir zu reparieren!“.
Ich springe los, um dieses historische Ereignis nicht zu verpassen. Und tatsächlich: Der Mann hat es tatsächlich geschafft, das Monstrum zum Laufen zu bringen.
Und ich entdecke sogar eine Klobrille! Himmelblau und hoffentlich nicht billigster chinesischer Herkunft. Sieht nämlich nicht sehr stabil aus…
Die Außenleuchten funktionieren und der Mann in charge für den Elefantengraszaun ist auch schon fleißig am Vermessen.
Wie, ich kann morgen einziehen? Ist nicht wahr!
John leiht mir für die nächsten gefühlten 10 Stunden sein Handy, da ich jetzt den Umzug organisieren muss.
Um 14:00 Uhr, John und ich stärken uns gerade mit einem Lunch bei El Pantano, klingelt die Sekretärin vom C.S. durch: Der C.S. sei gerade auf dem Rückweg von Zimba und könne sich um 14:15 Uhr mit mir treffen.
Ich schlucke meinen Ärger runter und dackle mit John Richtung Council zurück. Bin eigentlich für heute ziemlich durch, aber den C.S.noch zu sehen – das muss irgendwie noch gehen.
Obwohl er natürlich wieder auf dem Sprung ist – wie sollte es anders sein – schaffe ich es doch, ihm fast 40 Minuten Gesprächszeit aus den Rippen zu leiern.
Er segnet meine Ideen soweit ab und hat eigentlich keine Anmerkungen mehr. Danke! Mehr will ich nicht!
Nebenbei lasse ich ihn noch wissen, dass ich im Oktober für drei Wochen verreisen werde. Zu meinem Erstaunen hat er auch dagegen nichts einzuwenden. Ganz im Gegenteil: Er bietet mir sogar noch an, dass das Council meine Wasser- und Stromrechnung übernehmen wird. Na. ist doch alles wieder in Butter.
John plant nächste Woche einen Finance-Workshop und muss am Spätnachmittag noch mit Prosper unserem Wasser- und Sanitär-Ingenieur nach Choma, um sich Tagungsräume anzuschauen.
Auch wenn ich wirklich aus dem letzten Loch pfeiffe: Ich fahre mit und nutze die Gelegenheit, mir 2 Minuten vor Ladenschluss bei MTN ein neues Handy zu kaufen.
Der MTN-Laden ist die reinste Beauty-Farm. Die Mädels stehen am Tresen und fahren auf, was der Sambische dm im Angebot hat. Da sie gleich Feierabend machen wollen, ist auch nicht mehr viel in Sachen Beratung zu erfahren. Ich kapituliere und kaufe das teuerste Handy der Auslage: Mein altes Modell. In Deutschland gerade mal um die 30 Euro wert, hier uncheckbare 70 Euro hingeblättert…
Mir ist mittlerweile alles egal.
Hauptsache, das Ding ist internetfähig und leicht zu bedienen.
Nach einem Besichtigungsmarathon von Tagungsräumen aber in Dunkelheit in Choma und einem nochmaligen „Sicher-ist-sicher-und-wer-weiß-wann-das-nächste-mal-ein-supermarkt-in-der-nähe-ist“-Hamsterkauf bei Spar, fahren wir nach Hause.
Ich packe noch schnell alles zusammen, denn morgen um 8:30 Uhr soll umgezogen werden und falle anschließend tot ins Bett.