Kalomo
Mittwoch, 14.07.10
Hoher Besuch aus Lusaka
Heute besucht uns unserer VSO-Country Direktorin Frida. Sie macht eine Tour durch die Süd-Provinz, um sich nach allen Volunteers vor Ort zu erkundigen, mit deren Vorgesetzten und Team über die Projekte zu sprechen und ganz allgemein nach dem Rechten zu schauen.
Im Vorfeld hat sie John gebeten, einen Tisch für einen gemeinsamen Lunch zu reservieren. John und ich haben sehr darüber geschmunzelt: In Kalomo? Einen Tisch reservieren? Prust!
Wir haben hier einen Take Away und eine verranzte Bar (und eine „Bäckerei“, die ich aber aufgrund der unfreundlichsten Bedienung aller Zeiten und verkauftem schimmeligen Brot aber nicht mehr betreten werde).
Hm. Wohin führen wir Frida wohl aus?
Obwohl: Man muss fairerweise zum Take Away anmerken, dass es sich dabei um El Pantano (die Ranch) handelt. Das einzig nette Anwesen in ganz Kalomo, wo man in der Mittagspause eine gepflegte Cola mit Sandwich konsumieren kann. Und da El Pantano direkt gegenüber meiner Haupteinkaufsquelle, der Tanke und der Bushalte liegt, ist hier auch immer was los.
El Pantano wird von einer peruanischen Familie betrieben. Wenn die Chefin im Haus ist, geht’s auch immer zackig voran und es gibt auch immer noch eine Tomate extra aufs Sandwich.
Was die Peruaner nach Sambia – und vor allem nach Kalomo - verschlagen hat, leuchtet mir nicht so ganz ein: Beide haben sich in New York an der Uni kennen gelernt, er ist dann in die Entwicklungshilfe, sie hinterher. Seitdem wohnhaft in Kalomo. Er ist HR Manager in einer Missionsklinik ein paar Kilometer außerhalb der Stadt, sie betreibt den Imbiss, sozusagen als Ausbildungssicherung für die Kinder.
Aber zurück zum eigentlichen Thema: Fridas Besuch.
Um 7 Uhr klingelt Johns Handy: Frida steht schon vorm Council! Ich bin gerade erst aus dem Bad raus, John gerade erst aufgestanden.
Also: Doppelte Schubkraft und Frida willkommen heißen! Der Termin ist schon seit zwei Wochen angesetzt und unser C.S. mehrfach daran erinnert (schriftlich, mündlich, durch seine Sekretärin).
Bei diesem Mann ist alles verloren: Natürlich hat er just ein anderes wichtiges Meeting reinbekommen. Wie sollte es auch anders sein. Daher Glück für Frida, dass sie die Fahrtzeit von Choma nach Kalomo unterschätzt hat: So passt sie ihn kurz nach sieben vor seinem Büro ab und hat zumindest noch kurz die Gelegenheit, mit ihm persönlich zu sprechen. John und ich bekommen ihn die nächsten Tage natürlich nicht mehr zu Gesicht.
Wir haben endlich die Gelegenheit, alle Arbeitsthemen, die uns hier beschäftigen, auf den Tisch zu bringen. Frida ist natürlich alles andere als begeistert. Ähnliche Geschichten hat sie die letzten Tage auf ihrer Rundtour leider nur zu oft gehört: Die Councils oder Municipalities fragen wie wild Volunteers als Spezialisten an, sind dann aber nicht in der Lage, Kapazitäten zu planen und für ein vernünftiges Arbeitsumfeld, geschweige denn Einführung zu sorgen.
Wir sind gespannt, ob nachher, beim großen Meeting alle Manager erscheinen und welchen Input sie zu unserer Planung beizutragen haben…
Zu unserer Überraschung tauchen wirklich alle (bis auf den C.S.) auf und sind voll des Lobes über den bisherigen Input von VSO…
Den Vogel schießt allerdings „mein Chief“ ab (wie bereits erwähnt, mein direkter Ansprechpartner für HR-Themen). Er rezipiert im O-Ton all meine Vorschläge und verkauft sie doch tatsächlich als seine eigenen! John und ich sind mal wieder fassungslos!
Im Anschluss an das Meeting legen wir unsere Lunchpause, wie schon erwähnt, im El Pantano ein. Lustigerweise wird Frida von ihrem Mann durch die Lande kutschiert. Er hat aktuell Urlaub und da VSO aktuell an allen Ecken und Enden sparen muss, hat er sich bereiterklärt, den Fahrer zu spielen. Sehr sympathisches Paar und ein sehr lustiger Nachmittag!
Wir besichtigen noch Johns und mein Haus, bevor sich die beiden Kabasos auf die Weiterfahrt Richtung Livingstone begeben.
Frida legt mir noch ans Herz, mich noch um den Bau eines Elefantengraszauns um mein Haus herum zu kümmern. Es muss ja nicht jeder reinschauen können. Na, wenn die Chefin das schon vorschlägt! Zwar noch ein Organisationspunkt, aber so langsam gefalle ich mir in der Rolle des Bauherren.